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Just Cause 4 im Test: Der aufgelegte Wahnsinn | PS4, Xbox One, PC

Wo Rico auftaucht, ist der Ärger vorprogrammiert: Im Test zu Just Cause 4 verraten wir euch, ob der kreative Wahnsinn der Spiele-Reihe dieses Mal etwas mehr System hat.

Square Enix

Die Welt ist nicht genug! Zumindest hat "Just Cause"-Protagonist Rico Rodriguez auf seinem Pfad durch die Videospielgeschichte schon das eine oder andere fiktive Örtchen erbarmungslos und auch ein wenig kreativ in Schutt und Asche gelegt. Nach "Just Cause 3" im Jahr 2015 ist unser cooler Held endlich wieder zurück und muss im fiktiven, südamerikanischen Inselstaat Solís mal wieder nach dem Rechten sehen. Schließlich gehen tyrannische Diktatoren nie aus. Und selbstverständlich mit dabei: Der obligatorische Enterhaken, ein Wingsuit und jede Menge bleihaltiger Argumente, um selbst der größten Naturgewalt zu trotzen.

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Michael Bay trifft auf James Bond | Explosives Recycling

Ausnahmsweise ist es nicht der Klimawandel, der das Wetter in Solís völlig verrückt spielen lässt und gigantische Tornados oder Sandstürme herbeibefördert. Donald Trump wäre sicher stolz zu wissen, dass das Ganze tatsächlich die Schuld eines despotischen Machthabers ist: Der versucht unter dem Codenamen "Illapa" gemeinsam mit den Kämpfern der „schwarzen Hand“ nämlich die Naturgewalten unter seine Kontrolle zu bekommen und für seine tyrannischen Zwecke einzusetzen. Und ausgerechnet Ricos Vater ist in die Entwicklung dieser militärischen Superwaffe involviert. Das kann unser "Just Cause"-Held natürlich nicht auf sich sitzen lassen.

Die Naturgewalten sind das Highlight von "Just Cause 4"          Square Enix

Die Story von "Just Cause 4" fühlt sich wieder einmal so an, als hätte Michael Bay endgültig den Verstand verloren und den teuersten James Bond-Film aller Zeiten gedreht – mit einer ähnlichen Subtilität wie "Octopussy". Das Spiel strotzt nur so von Stereotypen und unfassbar vorhersehbaren Storylines: Von "Red Dead Redemption 2" wollen wir erst gar nicht anfangen, aber selbst gegen überschaubar "gut" erzählte Open-World-Vertreter wie "Far Cry 5" zieht "Just Cause 4" in puncto Story und überzeugender Figuren leider eindeutig den Kürzeren.

Doch natürlich: Schon in den letzten drei Teilen stand vor allem die komplett verwüstbare und zum kreativen Chaos einladende Spielewelt im Mittelpunkt. Und das ist in "Just Cause 4" auch nicht anders: Die schiere Freude, wenn ein irrwitziger Plan in eine Over-the-Top-Explosion mündet und aufgeht, versprüht in dieser Form wohl tatsächlich nur diese Spielereihe. Damit der kreative Zerstörungswahn auch weiterhin frisch bleibt, haben die Avalanche Studios für den neuesten Ableger der Open-World-Reihe natürlich einige nette Veränderungen parat.

 

Frisierter Greifhaken | Mehr Bewegungsfreiheit | Gigantisches Solís

Ricos ultimatives Tool, der legendäre Enterhaken, bekommt in "Just Cause 4" nun ein sehr nettes Upgrade spendiert: Spieler können das kultige Werkzeug nun in den Kategorien Zugkraft, Schwebeballons und Schubdüsen modifizieren und dort noch einmal die Stärke der einzelnen Modifikationen anpassen. Mit den Schwebeballons befördert Rico kurzerhand sein Gefährt oder die Vehikel der schwarzen Hand in die Lüfte oder stattet sie mit Schubdüsen aus, um sie nicht nur sprichwörtlich zum Mond zu schießen. Das handgemachte Chaos geschieht hier nicht nur zum Selbstzweck, sondern füllt die Chaos-Anzeige auf, die die Frontlinien auf der gigantischen Solís-Karte verschiebt. Hat Rico genug Chaos angerichtet, kann er den Kampf gegen die schwarze Hand in einen neuen Karten-Bereich „schieben“. Weitere Neuerungen könnt ihr auch hier nochmal nachlesen:

„Just Cause 4“ Preview: Chaos und Wahnsinn vereinigt euch

Die wichtigen Upgrades für den Enterhaken erhalten Spieler übrigens von drei Auftragsgebern und nach erfüllten Missionen: Für Sargento versucht ihr Einrichtungen der Schwarzen Hand zu übernehmen und bekommt dafür im Gegensatz Mods zu den Schwebeballons. Javi hingegen ist Archäologe und braucht eure Hilfe, um Grabmale aufzuspüren und zu erforschen (kleiner Insider: Lara Croft kommt nicht zufällig vorbei…). Dafür gibt es dann Upgrades zum mächtigen Greifhaken. Und zu guter Letzt hat Regisseurin Garland einen Narren daran gefressen, Rico zur ultimativen Action-Ikone zu formen. Für unvergessliche verrückte Film-Stunts gibt es coole Erweiterungen des Wingsuits.

Da sich die Fahrzeuge und verschiedenen steuerbaren Vehikel immer noch relativ schwammig steuern, ist es in Just Cause 4 umso spaßiger sich im Wechsel von Greifhaken, Fallschirm und Wingsuit fortzubewegen: Fortgeschrittene "Just Cause"-Spieler platzieren sich per Greifhaken auf das Autodach eines NPCs, lassen das Auto per Ballons in die Lüfte steigen und schwingen sich dann gemütlich aus großer Höhe per Wingsuit zur nächsten Location. Solís ist nicht nur wahnsinnig groß, sondern überzeugt mit komplett verschiedenen Terrains, die immer wieder neue coole Features für Spieler bereithalten.

Die gigantische Spielewelt von "Just Cause 4"          Square Enix  

Technik mit Licht und Schatten

Unter der Haube von „Just Cause 4“ werkelt einmal mehr die aufpolierte Variante der Apex-Engine der „Just Cause 4“-Studios. Besonders, was die physischen Gegegbenheiten der „Just Cause“-Spielewelt angeht, wie bspw. auch die tollen Explosionen und Flammemwellen, macht der Titel eine herausragende Figur. Bei näherem hinsehen, stören jedoch unsaubare Texturen und aufpoppende Details. Grundsätzlich ist die Performance auf der von uns getesteten PC-Fassung deutlich sauberer als bei JC3, aber gleichzeitig auch ziemlich hardwarehungrig. Einen guten Eindruck der Systemvoraussetzungen liefern wieder einmal die Kollegen von „Digital Foundry“:

 

 

Just Cause 4: Fazit

Das Chaos hat Programm: Just Cause 4 ist dann am Eindrucksvollsten, wenn wir Protagonist Rico durch die sehenswerte Spielewelt von Solís führen und uns kreativ und vor allem explosiv austoben können. Schade, dass es die Avlanche Studios nicht schaffen die Geschichte bei aller amüsanten Abgedrehtheit etwas mehr zu erden bzw. nicht nur in reinen Stereotype zu denken. Auch beim Missionsdesign, das sich zwar gegenüber Just Cause 3 verbessert zeigt, besteht gerade in Hinsicht auf die Open-World-Konkurrenz noch ordentlich Luft nach oben.

Trotzdem hatten wir in der knapp 20-stündigen Kampagne Spaß (mit Tornados und sonstigen Naturgewalten), weil sich keine andere Open-World so wunderbar in ihre Einzelteile zerlegen lässt, wie diese hier. Für den nächsten Ausflug von Rico darf dann gerne auch der menschliche Faktor ein Upgrade erfahren – und nicht nur der Enterhaken.

Just Cause 4 ist seit dem 04. Dezember für Xbox One, PS4 und PC erhältlich.