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„Girl You Know It's True“: Milli, Vanilli und Matthias Schweighöfer | Kritik

Mit „Girl You Know It's True“ hat der deutsche Regisseur Simon Verhoeven einem der größten Pop-Skandale aller Zeiten ein Biopic gewidmet. Ob sich ein Besuch lohnt, erfahrt ihr in der Kritik.

LEONINE Studios

1990 waren Milli Vanilli auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Gerade erst gewannen sie den Grammy als beste neue Künstler. Schon hier bröckelte aber die Fassade, bei einem Auftritt des Duos kam es zu einer Panne beim Playback. Wenig später dann der Schock: Frank Farian, Produzent der Band, gibt öffentlich bekannt, dass Fabrice „Fab“ Morvan und Robert Pilatus nie selbst gesungen haben, sondern nur das Gesicht der Band waren. Dass diese verrückte Geschichte nicht früher verfilmt wurde, ist eigentlich ein Wunder. Doch sonst hätten wir wohl „Girl You Know It's True“ nicht bekommen – und das wäre äußerst schade gewesen.

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„Girl You Know It's True“: Alles nur Show - also reden wir mit den Zuschauern

Denn Regisseur Simon Verhoeven hat eines der wohl launigsten Biopics der letzten Zeit produziert. Filme wie „Walk the Line“, „Bohemian Rhapsody“ oder „Rocketman“ sorgen dafür, dass die Zuschauer:innen die Ursprünge und den Weg der berühmten Musiker:innen nachvollziehen und miterleben können. Doch wie setzt man den Fokus, wenn alles erstunken und erlogen ist? Verhoeven nutzt deswegen ein altbekanntes Mittel – und lässt direkt von mehreren Figuren die vierte Wand durchbrechen, indem sie direkt mit dem Kinosaal sprechen. So rahmen Rob (Tijan Nije) und Fab (Elan Ben Ali) die Geschichte als Erzähler, doch auch Frank Farian (Matthias Schweighöfer) erklärt seine Beweggründe.

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So wird der Rahmen clever gesteckt, in dem wir uns bewegen. Die späten 80er werden durch tolle Kulissen und Kostüme lebendig, während in Windeseile die Anfänge des Duos skizziert werden. Doch dabei kommt nie die Charakterisierung der Figuren zu kurz, dank der hervorragenden darstellerischen Leistungen sind die Entscheidungen der Protagonisten immer nachvollziehbar – auch wenn die Abwärtsspirale sich anfängt zu drehen. Gerade Schweighöfer überzeugt auf ganzer Linie als zwielichtiger Produzent. Dabei ist Farian nie auf das schnelle Geld aus. Er will Musik machen – der Erfolg ist dann eben die Kirsche auf der Sahnetorte, die ihn antreibt. Diese Rastlosigkeit macht ihn zu einer faszinierenden Figur, der mit seinem dicken deutschen Englisch-Akzent so gut wie jede Szene an sich reißt.

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Dabei folgt der Film der durchaus üblichen Struktur eines Biopics. Es wird gezeigt, wie Milli Vanilli überhaupt mit Farian zusammenkommen, der kometenhafte Aufstieg, die Probleme, die es zwischendurch immer wieder gab, und letzten Endes eben auch den vorher nie dagewesenen Fall. Doch statt des Aufbäumens gibt es in „Girl You Know It's True“ kein Happy End – Robert Pilatus brachte sich 1998 mit einer Überdosis Alkohol und weiteren Drogen um. Der Weg von Farians legendärer Pressekonferenz bis hierhin hätte ruhig etwas zackiger inszeniert werden können, im letzten Drittel verschleppt Verhoeven das ansonsten stets hohe Erzähltempo das eine oder andere Mal zu sehr.

 

„Girl You Know It's True“: Fazit

Trotzdem schafft der Regisseur es immer wieder, die Faszination des Musik-Geschäfts darzustellen, ergründet, weswegen die beiden Hauptfiguren nie etwas gegen den Betrug getan haben, ohne die Schuld-Frage jedoch eindeutig der einen oder anderen Partei in die Schuhe zu schieben. Da „Girl You Know It's True“ dabei immer noch witzig ist, toll aussieht und wohl die beste größere Schweighöfer-Performance seit Jahren bietet, vermischt sich alles zu einem enorm unterhaltsamen Streifen.

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