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Kino

„Yesterday“-Regisseur Danny Boyle will Filme abschaffen – In diesem Szenario!

In der Musikkomödie Yesterday“ verschwinden die „Beatles“ aus den Köpfen der Menschen. Danny Boyle würde lieber Filme auslöschen

Regisseur Danny Boyle auf der UK-Premiere seines Films "Yesterday"
„Yesterday“-Regisseur Danny Boyle will Filme abschaffen – In diesem Szenario! Foto: Jeff Spicer/Getty Images

Yesterday“ ist eine Hommage an die Beatles. Kaum einem Performer gelang es, die Popkultur so nachhaltig zu prägen, wie es die Sechzigerjahre-Band tat. Doch John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr waren mehr als bloße Performer, sie waren die vier einflussreichsten und erfolgreichsten Popsong-Writer der Nachkriegsgeschichte. Ihre Musik wurde zur Inspiration für all jene, die in ihre Fußstapfen traten und zum Nährboden der Popkultur, die wir heute erleben.

„TV Movie Online“-Redakteurin Anna Peters traf „Yesterday“-Regisseur Danny Boyle, der sich mit Filmen wie „Trainspotting“, „The Beach“ oder „Slumdog Millionaire“ einen Namen gemacht hat, in Hamburg zum Interview und sprach mit ihm über seine Liebe zur Musik und die Bedeutung eines starken Soundtracks und guter Soundeffekte.

TV Movie Online: Mr. Boyle, ‚Yesterday‘ ist „anders“ als ihre bisherigen Filme. Ich würde Ihren Style als Regisseur als sehr kinetisch beschreiben. Dieser Film ist eine Ecke entspannter und hebt sich somit von ihrem üblichen Flair ab. War das so geplant, oder hat es sich während des Prozesses ergeben?

Danny Boyle: „Es passiert natürlich auch ganz natürlich, aber die Sache mit einer romantischen Komödie ist, dass sie mühelos aussehen, aber was unter der Oberfläche passiert ist, ist unglaublich. Richard Curtis schreibt schon immer im selben tonalen Korridor – diese entzückende Mischung aus Romanze und Comedy. Und davor muss man seinen Hut ziehen. Man braucht wirklich viel Können, um das zu packen. Und es war wunderbar, zu versuchen, in diesen Korridor zu gelangen.

Wenn es in manchen Einstellungen mal nur um die Schauspielerei geht, dann hat das etwas Entspannendes. Anders als bei diesem Stil oder Ansatz, von dem du gerade sprachst, da ist mehr Druck dahinter. Es ist kinetischer, dynamischer und deshalb auch einfach viel instinktiver. Es ist ein anderes Paar Schuhe, das einem nicht von heute auf morgen passen kann. Aber man kann versuchen es zu lernen und hoffen, dass man etwas dazu beitragen kann diese Märchen aufzufrischen. Denn das sind Roberts Geschichten: Moderne Märchen.“

Danny Boyle und Märchen, wie passt das zusammen?

Ich mag Märchen. Aber ich mag es auch, wenn etwas wirklich realistisch ist. Ich benutze Realismus, um die Schauspieler glaubwürdiger zu machen, aber ich will, dass die Story fantastische Elemente hat. Beim Geschichten erzählen muss man Risiken eingehen. Das treibt die Story voran.“

Außerdem bin ich ein Optimist – bei Robert ist das ähnlich. Und das ist auch die Sache mit den ‚Beatles‘: Da ist eine Freude in ihrer Arbeit. Man spürt das auch, wenn man all ihre Interviews liest. Das war es, was sie an dem geliebt haben, was sie taten.

Es schwingt aber auch eine britische Melancholie mit. Es ist nur eine Nuance, aber es ist da. Das könnte auch der Grund sein, weshalb Himesh Patel [der Jack Malik-Darsteller] so gut zu ihnen passt. Er bringt das auch mit – er ist witzig und schlagfertig, aber er hat etwas Melancholisches.“

Welche Ausdrucksformen hat Musik, die Filme nicht haben?

„Ich muss an dieser Stelle meine Präferenz für die Musik enthüllen. Das ist einfach die Wahrheit. Ich glaube sie verändert dich auf eine Art und Weise, die du weniger kontrollieren kannst, als beim Film. Vielleicht ist es lächerlich, aber ich glaube die Musik ist in uns. Sie ist ein Teil von uns, von Anfang an. Von Geburt an ist die Musik in unserer DNA verankert. Wenn du einem Musikstück wie Mozarts Klarinettenquintett oder Beethovens 9. Sinfonie begegnest, dann weiß du es einfach – du weißt, dass es zu dir gehört. Es ist nicht nur eine Entdeckung, es ist mehr als das. Ein Teil von dir. So wie das Wasser ein Gedächtnis hat. Ich glaube fest daran. Und deshalb ist Musik viel ausdrucksstärker als der Film.

Wenn man Ihnen also ein Ultimatum stellen würde, eine Welt ohne Musik oder eine Welt ohne Film, dann würden Sie sich gegen Ihr eigenes Genre entscheiden?

„Ich würde mich gegen Filme entscheiden, ganz sicher. Wenn ich die Zeit meines Lebens summiere, die ich mit Musikhören zugebracht habe oder an all die Songs denke, die ich genossen und in mir aufgesaugt habe und mit denen ich eine Verbindung habe, dann überflügelt das meine Bindung zu Filmen um Längen.

Und manchmal bemerkt man es nicht, wenn man Filme schaut, aber die Musik hat dabei so einen großen Einfluss auf den Zuschauer. Die meisten Menschen tendieren bei dieser Frage sicherlich zur Kinematographie. Ich teile diese Vorliebe nicht. Und es nervt die Filmemacher, mit denen ich arbeite. Filme sind großartig, aber da ich schon so viele gemacht habe – ich kann sie kaum noch zählen, weiß ich: Ohne Geräusche gibt es kein Licht. Es ist unfassbar, was man mit Sound bewirken kann. Und das Geheimnis seiner Kraft ist, dass die Menschen sich nicht einmal bewusst sind, was er in ihnen auslöst. Du wirst mitgenommen an einen anderen Ort, dein Herz wird zusammengedrückt. Es ist unbegreiflich.“

Woher kommt diese Liebe zur Musik? Wie genau setzten Sie sie ein?

Ich habe meine gesamte Karriere damit zugebracht, Lieder in Filmen zu verwenden und zu versuchen, beides zu vereinen. Und ich glaube, das Geheimnis meines Erfolgs als Filmemacher ist die Musik. Besonders in den frühen Filmen. Die Liebe zur Musik hat mich zum Film gebracht. Sie hat meine gesamte Ästhetik geprägt und mit ihr die Themenwahl meiner Filme, wie ich die Figuren kleide, wie sie sich verhalten – all das.

Welche Musikrichtung hat Sie am meisten geprägt?

„Ganz besonders der Punk und dann natürlich britische House- und Rave-Musik. Als Erwachsener waren das meine zwei Haupteinflüsse als Künstler.“

Dann sind es wohl auch diese Musikrichtungen, die sie auf der Tanzfläche dazu motivieren, ihre legendären Dancemoves zu zeigen…

„Ganz genau. Es ist nicht schön, mir beim Tanzen zuzugucken, aber es fühlt sich einfach großartig an, wenn man ich ist…“ (lacht)

Sonst sorgt die Musik in ihren Geschichten für Atmosphäre und Dynamik. Jetzt ist die Musik im Grunde selbst die Geschichte, die Sie erzählen. Ist das ein anderer Ansatz?

„Ja, das ist es ganz bestimmt, dessen war ich mir aber gar nicht bewusst. Sowas fällt einem erst auf, wenn man danach über die Filme spricht, die man gemacht hat. Bei der Arbeit selbst geht man sehr instinktiv vor. Und bei ‚Yesterday‘ war ich wirklich zufrieden, als ich zurückgeblickt habe, denn es gibt 15 unterschiedliche Songs, aber man wird ihrer nicht überdrüssig – hoffe ich zumindest, da sie sehr vielfältig sind, was wir natürlich primär den Beatles verdanken.

Als wir den Hauptdarsteller und Sänger gesucht haben, wurde es ehrlich gesagt schnell langweilig. Und das hat mir Sorge bereitet. Wenn es nur ‚Beatles‘-Musik ist – so großartig sie auch sein mag –dann hängt sie dir auch irgendwann zu den Ohren heraus. Wie bei einem Karaoke-Abend, der zu lange dauert. Mit Himesh war das etwas völlig anderes. Ich weiß nicht, was es genau war, aber er war einfach anders.

Es hat mich motiviert irgendwann ein Musical machen zu wollen – mit Tanz und allem Drum und Dran. Irrem Getanze, versteht sich.“

Vielen Dank für das nette Gespräch!

 


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