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Fernsehen

Tim Mälzer vergleicht „Kitchen Impossible“mit kulinarischem „Rocky“ | Interview

Ab dem 03. Februar wird bei "Kitchen Impossible" wieder gegeneinander gekocht. Zum Start der vierten Staffel haben wir uns mit Tim Mälzer zum Interview getroffen.

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Tim Mälzer fordert auch in der vierten Staffel "Kitchen Impossible" wieder verschiedene Köche heraus. / Foto: Getty Images

Zwei Köche schicken sich um die Welt, um sich gegenseitig schwierige Aufgaben zu stellen. Die Idee von "Kitchen Impossible" ist so simpel wie unterhaltsam. Vor dem Start der vierten Staffel hat sich Moderator Tim Mälzer mit "tvmovie.de"-Redakteur Matthias Holm zum Interview getroffen. Darin geht es um die peruanische Küche, Karpfen-Sperma und den Grünkohl seiner Mutter

TVM: Wie würdest du „Kitchen Impossible“ beschreiben?

Tim Mälzer: "Am Ende des Tages ist es ein Format, in dem sich zwei befreundete Menschen auf kulinarische Entdeckungstour rund um die Welt schicken. Dabei müssen sie ein Gericht nachkochen, das im Anschluss von einer Jury beurteilt wird, deren Lieblingsgericht es ist. Das Faszinierende ist aber, dass man uns eigentlich permanent beim Scheitern zuschaut. Deswegen ist die Sendung das Authentischste und Realste, was ich seit Jahren im Fernsehen gesehen habe. Das heißt, ab dem Moment, in dem die Box serviert wird, ist es echt. Das ist alles ungefiltert, es gibt kein Skript, kein gar Nichts. Dann gibt es nur noch den Koch, das Gericht und die Kamera."

TVM: Es wird ja auch ziemlich viel geflucht.

"Das liegt daran, dass wir im Grunde genommen dabei gefilmt werden, wie wir versuchen ein Regal ohne Anleitung aufzubauen. Aber das ist das Spannende an dem Konzept. Wir werden dessen auch nicht müde. Diese Welt der Küche und des Kochens ist etwas, das jeder nachvollziehen kann. Zumindest wissen fast alle, wie eine Küche aussieht und wie sie funktioniert. Ich bin dann für die Zuschauer so etwas wie der ewige Underdog, der es aber trotzdem irgendwie immer wieder in das Finale schafft. Ein bisschen wie der Regionalligist im DFB-Pokal, der seine fehlende Qualifikation durch Einsatz, Ehrgeiz, Ruppigkeit und Meterfressen wieder gut macht."

TVM: Gegen wen muss denn der Regionalligist in der vierten Staffel antreten?

"Wir haben wieder großartige Leute dabei, von Drei-Sterne-Köchen bis hin zum absoluten Rookie wie Lukas Marz aus Wien, der für mich zu den größten Talenten der Welt gehört. Das wird dann kombiniert mit dem Großmaul Mälzer, der eh immer denkt, er sei der Beste. Allerdings muss ich dann meinen Worten Taten folgen lassen."

Was würdest du denn sagen, was hebt „Kitchen Impossible“ von anderen Koch-Competitions ab?

"Wir haben ja keine Wettbewerbssituation in diesem Sinne, bei uns ist das „Real Life“. Essen kann man nicht wirklich bewerten, da hat jeder seine Meinung. Das ist der Kniff bei „Kitchen Impossible“. Es ist das Lieblingsgericht der Jury, ich muss deren Geschmack treffen. Ob ich das Gericht geschmacklich für richtig empfinde, ist komplett egal. Macht jemand aus deiner Familie ein richtig gutes Gericht?"

TVM: Meine Mutter macht einen ziemlich guten Grünkohl.

"Dann ist das die Herausforderung: ich muss den Grünkohl so kochen, wie deine Mutter es macht. Ich muss genau die gleichen Assoziationen, die gleichen Emotionen und den gleichen Geschmack hervorrufen. Das ist unmöglich, sowas wird nie passieren, weil du weißt: „Der ist nicht von meiner Mutter.“ Ich werde das auch nie so kochen können, weil jeder seine Persönlichkeit, sein Herz und seinen Charakter ins Essen mit einbringt. Das sind Dinge, die du nicht erklären kannst. Das ist aber das schöne beim Kochen. Jeder Koch hat im Optimalfall seine eigene Handschrift und kopiert nicht einfach jemanden. Deswegen gehen wir auch so gerne in verschiedene Restaurants. Rein technisch gesehen ist Kochen nicht kompliziert, das kannst du jedem beibringen. Im nächsten Schritt muss man dann Persönlichkeit mit einbringen."

TVM: Es ist ja ähnlich wie bei Filmen, da inszenieren die Regisseure ja auch alle anders.

"Da fällt mir ein guter Vergleich ein: Eigentlich ist „Kitchen Impossible“ ein kulinarisches „Rocky“. Zwei Leute treten bei einem Kampf an, aber keiner hat so richtig Chance auf den Titel. Dann beobachtet man, wie sie sich auf den Kampf vorbereiten, wobei der Kampf am Ende gar keine große Rolle spielt. Man schaut quasi 80 Minuten Training und nur zehn Minuten vom eigentlichen Kampf. Der Weg ist das Ziel."

TVM: Mit welchem Gedankengang suchst du denn die Gerichte für deine Gegner aus?

"Ich beschäftige mich immer mit meinen Kontrahenten. Ich suche ein bisschen nach ihren Stärken und Schwächen. Und wenn ich das Gefühl habe, dass sie eine Schwäche haben, suche ich nach einem Gericht, dem sie aufgrund ihrer Schwäche nicht Herr werden können. Da geht es aber weniger um das Rezept als um eine Küchenrichtung. Wenn ich also einen Sterne-Koch habe, versuche ich, ihn etwas ganz Banales kochen zu lassen. Meistens denken diese Köche dann zu kompliziert und zu umständlich. Dann sehen sie den kurzen Lösungsweg von A nach B nicht. Hin und wieder wollen wir uns aber auch einfach nerven. Zum Beispiel in den Duellen mit Tim Raue. Da versuche ich dann, die Umstände so kompliziert wie möglich zu gestalten, um ihm damit auf den Sack zu gehen." (lacht)

TVM: Aber dann anders herum, was nervt dich? Womit kann man dich unter Druck setzen?

"Früher war es die anspruchsvolle Küche, dann war ich per se direkt genervt. Ich habe mich zu lange für die banale Küche selbst gefeiert und bin da ein wenig überheblich geworden. Früher konntest du mich mit einem Sterne-Essen auf die falsche Fährte locken, heute kannst du es mit einem Kartoffelsalat. Obwohl ich auch immer noch einen ganz guten Kartoffelsalat hinkriege. Wenn man allerdings denkt: „Mein Salat ist der Geilste der Welt“, dann hat man keine Chance an das Originalgericht heran zukommen."

TVM: In der ersten Folge gegen Ali Güngörmüs sagst du, dass dich manche Kochtrends, wie das Zutaten selbst sammeln, nervten. Ich musste da an Rene Redzipi aus dem Noma in Dänemark denken, der eine ähnliche Philosophie hat. Was genau nervt dich denn daran?

"Redzepi ist auf jeden Fall einer der Besten der Welt. Er kocht mit einer Nachhaltigkeit und einer Intelligenz, einer Idee dahinter, die ihresgleichen sucht. Billiges Kopieren ist das, was mich nervt. Meine Aufgabe als Koch ist es, Produkte zu nehmen, diese zu einem Gericht zu veredeln und in einer schönen Atmosphäre zu präsentieren. Das ist mein Beruf. Jetzt sehe ich nicht wirklich, was das Produkt geiler machen soll, beziehungsweise den Mehrwert bringt, nur weil ich es selbst gepflückt habe. Das ist dann für mich wie ein Chirurg, der seine eigenen Skalpelle herstellt. Ich bin als Koch ja nicht dafür zuständig, dass die Kuh in den Fleischwolf kommt, dafür gibt es andere Berufe. Es sagt für mich einfach nichts über die Qualität eines Restaurants aus."

TVM: Was war denn jetzt während des Drehs zur vierten Staffel dein ungewöhnlichstes Erlebnis?

"Es gab eine Zutat, die ich einfach nicht erkannt habe: Karpfen-Sperma. Es klingt merkwürdig, aber schmeckt echt lecker."

TVM: Hattest du das vorher denn schon mal probiert?

"Nein, eben nicht. Ich wusste gar nicht, dass das ein kulinarisches Produkt ist. Deswegen habe ich es auch bis zum Schluss nicht erkannt. Rein ortstechnisch sind die spannendsten, die ungewöhnlichsten Erlebnisse an den privaten Orten. Da lerne ich auch immer noch sehr viel über Essen und werde inspiriert. Zum Beispiel reisten wir dieses Mal nach Peru. Das war ein Wunschland von mir und es hat mich zum Glück getroffen. Für uns Kulinariker ist es momentan eines der spannendsten Länder."

TVM: Wenn ich an die peruanische Küche denke, kommt mir irgendwie nicht so richtig was in den Sinn.

"Es ist eine Fortentwicklung von Redzepis Idee, mit südamerikanischen Aspekten, mit sehr klar erkennbaren Gerichten. Die Peruaner machen gerade eine Entwicklung durch, von der Landküche hin zu einer Spezial-Gastronomie. Ceviche (ein Fischgericht, Anm. d. Red.) zum Beispiel. Die peruanische Küche hat leicht japanische Einflüsse mit der südamerikanischen Lebensfreude. Sie hat aber auch eine Aromatik, die uns Europäern durchaus zusagt."

TVM: Wenn man denn schon solch weite Wege fährt, wie lange dauert denn so ein Dreh?

"Es kommt drauf an. Innerhalb Europas zwei Tage. Man reist einen Tag vorher an und hat dann die 48 Stunden zur Vorbereitung und für die Prüfung. Bei längeren Reisen sind es bis zu sechs Tage. Insgesamt sind es pro Koch pro Staffel so um die 80 Drehtage."

TVM: Dann zum Abschluss: Wen würdest du denn bei einer weiteren Staffel „Kitchen Impossible“ gerne mal in der Sendung haben?

"Tim Raue würde ich immer wieder einladen, das ist einfach mein Lieblingsgegner. Derjenige, der das Ding jetzt hoffentlich mal durchzieht, ist Steffen Henssler. Ich finde, seine große Fresse steht meiner in Nichts nach. So ein bisschen Lust hätte ich auch auf Eckart Witzigmann. Den mag ich sehr, da bin ich eine Nullnummer im Verhältnis. Das ist einer der ganz, ganz Großen. Ich hätte eine spitzbübische Freude dran, mich mit so jemand zu messen. Das wäre so, als würden einem die Hände und Augen verbunden werden und man müsse dann gegen Klitschko in den Boxring. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich etwas finden würde, was er nicht kochen kann. Aber gerade diese Hoffnungslosigkeit reizt mich extrem."

TVM: Vielen Dank für das Interview

 


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