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Filme

"The Mortuary"-Star Clancy Brown: "Geschichten erzählen ist eine Generations-Sache"

Die Kino-Legende Clancy Brown spielt in „The Mortuary“ einen Leichenbestatter. Ob das ein interessanter Job für ihn wäre und was eine gute Geschichte ausmacht, verriet er uns im Interview.

"The Mortuary"-Star Clancy Brown: "Wenn man Filme nicht vermarkten kann, werden sie nicht finanziert" | Interview
Schauspieler Clancy Brown im Interview zum Horrorfilm "The Mortuary" Foto: Getty
Inhalt
  1. "Anthologie-Filme lassen sich nicht vermarkten"
  2. "Geschichten erzählen ist eine Generations-Sache"
  3. "Viele Geschichten sind komplex und überfrachtet"

In dem Horror-Film „The Mortuary“, der am 22. Oktober im Kino anläuft, erzählt ein Leichenbestatter (Clancy Brown) einer an einem Aushilfsjob interessierten Frau (Caitlin Custer) einige gruselige Geschichten – passend zur Halloween-Zeit. Im Interview verrät der Darsteller aus „Highlander“ und „Die Verurteilten“, was eine gute Geschichte ausmacht und ob er es sich vorstellen könnte, als Leichenbestatter zu arbeiten:

TVMovie.de: In ihren eigenen Worten: Was ist „The Mortuary: Jeder Tod hat eine Geschichte“ für eine Art Film?

Clancy Brown: „The Mortuary“ ist ein Horror-Anthologie-Film. Davon gab es in den 80ern und 90ern eine Menge, zum Beispiel „Creepshow“, „The Twilight Zone“ oder „Trick 'r Treat“. Es gibt eine Einführungsgeschichte, und man hat eine Umgebung, in der eine Figur die verschiedenen Geschichten erzählt. Das Genre hat eine lange Tradition, die bis zu den Anfängen der Filme reicht.

Es gibt immer ein Set-Up, um die Geschichten von bestimmten Menschen zu erzählen. Diese Geschichten scheinen immer eine bestimmte Moral, oder übergeordnete Philosophie, zu haben. Hier ist es nun so, das alle Geschichten im Horror-Genre stattfinden.

 

"Anthologie-Filme lassen sich nicht vermarkten"

TVMovie.de: Gibt es denn beim Dreh einen großen Unterschied, ob man einen „normalen“ Film oder einen Anthologie-Film macht?

Clancy Brown: Schauen sie: Ryan [Spindell, Regisseur des Films. Anm. d. Redaktion] hatte Schwierigkeiten, seinen Film zu finanzieren. Die vorherrschende Meinung dieser Tage ist, dass man solche Filme nicht vermarkten kann. Und wenn man sie nicht vermarkten kann, gibt es keinen Grund, sie zu drehen, da mein Geld machen kann.

Bild: Capelight Pictures

TVMovie.de: Vermutlich, weil Serien ja eigentlich ähnlich funktionieren und aktuell sehr beliebt sind.

Clancy Brown: Das stimmt, auch wenn es in einem Film ähnlich gut umsetzen kann. Aber das war eben das Problem, dass Ryan hatte. Ich habe mit anderen Leuten gesprochen, Leute, die die „Twilight Zone“- und „Creepshow“-Filme gemacht haben. Die meinten, es ergibt mehr Sinn, da man Schauspieler anheuern kann, sie kommen für ein paar Tage zum Set und drehen ihren kurzen Teil. So bekommt man auch große Namen in den Film. Wenn man sich zum Beispiel den „Twilight Zone“-Film anschaut: Das waren die größten Schauspieler aus dieser Zeit! Die kamen alle nur für eine Stippvisite vorbei und alle schienen eine gute Zeit zu haben.

Es ist einfach ein tolles Format, egal ob nun im Fernsehen oder im Kino, in dem man Geschichten erzählen kann. Aber man muss wissen, worum es in den Film geht. Wenn du einen Film machst, ist das etwas ganz anderes als eine episodenhafte TV-Show. Wenn man einen Film macht, braucht man eine Linie, die die ganze Erfahrung zusammenhält. Du brauchst dann eine übergeordnete Aussage, die klar kommuniziert wird und in die alle Geschichten rein passen.

 

"Geschichten erzählen ist eine Generations-Sache"

TVMovie.de: Das Erzählen von Geschichten ist ja auch im Film selbst häufig ein Thema. Der Leichenbestatter, der von ihnen gespielt wird, und Sam reden viel über genau das und über die Moral, die am Ende jeder Geschichte steht. Das ist ja auch etwas, was wir alle schon mal getan haben.

Clancy Brown: Ich glaube, dass ist eine Generations-Sache. Wir alle kennen Märchen und solche Moral-Geschichten, das ist der älteste Grund, eine Geschichte zu erzählen. In „The Mortuary“ lernen wir Monty als sehr formellen Kerl kennen, schon an der Art, wie er sich kleidet und wie er spricht, alles sehr oldschool. Da kommt dann diese junge Person, die eine ähnliche Faszination hat, aber aus einer ganz anderen Zeit stammt und ganz andere Schwerpunkte legt. Sie teilen also ihre Liebe für Geschichten, teilen eine Faszination über das Narrativ dieser „Klienten“, wie Monty sie nennt. Sie ist aber kritischer und hat eine modernere Sichtweise. Ich glaube, sie genießen den jeweils Anderen. Sie findet es schön, seine Sichtweise zu erneuern und er findet es spannend, was sie zu sagen hat.

Bild: Capelight Pictures

TVMovie.de: Das spielt ja auch in die Geschichten des Films hinein. Denn es werden gerne die Stereotypen des Horror-Genres umgedreht.

Clancy Brown: Absolut. Das war das, was Ryan Spindell erreichen wollte und ich finde, er hat das meisterhaft geschafft, besonders für einen so jungen Mann.

TVMovie.de: Aber was braucht denn eine richtig gute Geschichte?

Clancy Brown: Hm. Ein Anfang, eine Mitte und ein Ende am Besten. (Lacht)

TVMovie.de: Das ist immer gut.

Clancy Brown: In meinen Augen ist der beste Beweis, dass Ryan ein toller Geschichtenerzähler ist, ist die allererste Episode. Dort haben wir eine Frau, die in ein Badezimmer geht und sich einschließt. Es gibt so gut wie keinen Dialog, aber innerhalb kürzester Zeit wissen wir, wie sie drauf ist und was sie vorhat. Und dann sehen wir, was mit ihr passiert, als sie ihre Nase irgendwo rein steckt, wo sie nicht hingehört. Sie wirkt jung und neugierig, ist hübsch und clever und dann passiert diese schlimme Sache.

Es ist eine sehr saubere, schnelle Anfang-Mitte-Ende-Geschichte, obwohl sie von Sam am Ende sehr harsch kritisiert wird. Aber es ist auch ein guter Indikator, wie man eine gute Geschichte erzählt. Und es bereitet den Zuschauer darauf vor, was noch kommt: Das sind die Geschichten, die ihr sehen werdet, ihr werdet einige der Leerstellen selbst ausfüllen müssen. Aber wir werden es euch etwas leichter machen.

 

"Viele Geschichten sind komplex und überfrachtet"

TVMovie.de: Es ist auch ein cleverer Trick, das alles ohne Dialog, sondern nur über Bilder zu erzählen. Das ist etwas, was viele moderneren Horrorfilme nicht mehr haben.

Clancy Brown: Ich glaube das liegt daran, dass viele dieser Geschichten einfach zu komplex oder sogar überfrachtet sind. Ich liebe zum Beispiel „Hereditary“ und „Midsommar“ von Ari Aster. Aber man muss schon sehr am Ball bleiben bei diesen Filmen. Man verbringt eine menge Zeit damit zu entschlüsseln, was überhaupt los ist. Das gehört zu seinem Stil, aber das kann auch etwas abschreckend sein, wenn man zum Beispiel einen schlechten Tag hatte oder müde ist. Man sollte schon ganz wach sein. (Lacht)

Bild: Capelight Pictures

TVMovie.de: Sie haben den Leichenbestatter sehr glaubhaft gespielt. Ist das ein Job, in dem sie sich in einer Art Parallel-Universum sehen könnten?

Clancy Brown: (Lacht) Nein, auf gar keinen Fall. Das könnte ich im wahren Leben nie tun.

TVMovie.de: Dann noch einen schönen Tag und vielen Dank für das Gespräch.

Interview geführt von: Matthias Holm

 


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