ProSieben vielleicht bald in italienischer Hand: Müssen Fans auf Joko & Klaas verzichten?
Die italienische Berlusconi-Holding Media for Europe (MFE) will ProSiebenSat.1 übernehmen – was das für Zuschauer, Lieblingsshows und prominente TV-Gesichter wie Joko & Klaas bedeutet.

Die Sendergruppe ProSiebenSat.1 steht vor einem möglichen Eigentümerwechsel – und zwar zu keinem Geringeren als der italienischen Medienholding Media for Europe (MFE). Hinter dem Unternehmen steht die Familie des 2023 verstorbenen Silvio Berlusconi. Der Konzern will aus Europas TV-Landschaft einen starken Gegenspieler zu Netflix & Co. machen – mit weitreichenden Folgen.
Noch ist die Übernahme nicht besiegelt. Doch Sender, Stars und Fans fragen sich: Was bedeutet das für das deutsche Privatfernsehen, für kreative Formate – und für TV-Stars wie Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf?
Media for Europe legt nach – Vorstand spricht Empfehlung aus
Der Vorstand von ProSiebenSat.1 empfiehlt seinen Aktionären laut Bild.de, das verbesserte Angebot aus Italien anzunehmen: rund acht Euro pro Aktie plus MFE-Anteile. Das Ziel: 150 Millionen Euro einsparen, was laut Vorstandschef Bert Habets nur mit vollständiger Integration in die italienische Holding realisierbar sei.
Konkurrenz gibt es zwar auch – etwa vom tschechischen Großaktionär PPF – doch dessen Angebot liegt unter dem von MFE. Die Aktionäre können noch bis zum 13. August entscheiden, wem sie ihr Vertrauen schenken.
Joko & Klaas: Freiheitsliebende TV-Rebellen unter Berlusconi-Führung?
Joko & Klaas sind nicht nur für ihren Humor bekannt, sondern auch für klare Kante – ob mit „15 Minuten Live“ zur Pflegekrise oder einem offenen Aufruf gegen Rassismus. Ihre TV-Marke basiert auf Haltung.
Das steht im direkten Spannungsverhältnis zur Geschichte des neuen Großaktionärs. Silvio Berlusconi nutzte jahrzehntelang seine Sender zur Stärkung seiner Partei Forza Italia. Auch wenn seine Kinder derzeit nicht politisch aktiv sind, bleibt ihre Nähe zu dieser Vergangenheit spürbar.
Könnten Joko & Klaas sich unter einem Berlusconi-nahen Konzern noch wohlfühlen? Möglich, dass die beiden Entertainer mittelfristig über einen Wechsel nachdenken – oder klare Bedingungen an ihre Senderbindung knüpfen. Ihr Vertrag, ihre Haltung und ihre Prinzipien dürften bei solchen strategischen Entscheidungen eine zentrale Rolle spielen.
Was passiert mit unseren Lieblingsshows?
Auch Zuschauerinnen und Zuschauer stellen sich zurecht die Frage: Bleibt das ProSieben-Programm, wie wir es kennen? Beliebte Formate wie „The Masked Singer“, „Germany’s Next Topmodel“ oder „Wer stiehlt mir die Show?“ sind fest im deutschen TV-Alltag verankert – doch wie stark wird ein neuer Eigentümer in Inhalte, Ausrichtung und Budget eingreifen?
Politik beobachtet die Entwicklung mit Argusaugen
Medienstaatsminister Wolfram Weimer mahnt zur Vorsicht: Man erwarte, dass auch unter MFE die journalistische Unabhängigkeit bestehen bleibe. Zudem solle München Hauptsitz einer möglichen europäischen Medienplattform bleiben. Im September ist ein Treffen mit MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi im Kanzleramt geplant – ein Hinweis darauf, wie ernst die Politik diese Entwicklung nimmt.
Wie geht es weiter?
Die Entscheidung liegt nun bei den Aktionären. Für Zuschauer ändert sich zunächst nichts, doch mittelfristig könnten sich Strukturen, Inhalte und Produktionsweisen verändern. Das gilt besonders für Freigeister wie Joko & Klaas, deren Sendungen eng mit editorialer Autonomie verknüpft sind.
Bleiben sie? Wechseln sie? Oder bringen sie sich aktiv in die Debatte ein? Das bleibt offen – aber eins ist sicher: Die nächsten Wochen könnten das deutsche Fernsehen spürbar verändern.