Kino

"Moonfall" Kritik: Krach, Bumm, Erde kaputt - Der neue Film von Roland Emmerich

In "Moonfall" will Roland Emmerich die Welt zerstören. Mal wieder. Diesmal so blöd und effektreich wie selten. Kritik von Nico Esche.

Moonfall Roland Emmerich
Roland Emmerich lässt in seinem neuesten Film "Moonfall" wieder den Planeten erzittern. Foto: Leonine Filmdistribution

Roland Emmerich zerstört die Welt und alle ihre Einwohner - wieder einmal. Alle paar Jahre kommt ein neuer Streifen des “schwäbischen Spielbergs” in die Kinos, der die Auslöschung jeglicher Existenz auf der Agenda hat. Doch hergehorcht: Diesmal ist er noch anspruchsloser und noch bombastischer als jemals zuvor.

Eine geheimnisvolle Kraft rückt den Mond aus seiner Umlaufbahn. Der Trabant droht auf die Erde zu stürzen und alles Leben zu vernichten. Die NASA-Managerin und ehemalige Astronautin Jo Fowler (Halle Berry) glaubt zu wissen, wie die bedrohte Menschheit diesem Schicksal entkommen kann. Nur sie weiß das? Nein, Verschwörungstheoretiker K.C. Houseman (John Brandley) glaubt das Geheimnis um den Mond schon länger zu kennen, wusste schon früh über die drohende Apokalypse und holt sich zur Rettung des Planeten den abgehalfterten, früheren Astronauten Brian Harper (Patrick Wilson) dazu.

“Moonfall”: So dünn die Geschichte, so augenöffnend die Bilder

Moonfall 2022 Kritik Halle Berry Patrick Wilson John Bradley
Drei Menschen *gähn* müssen die Welt im Alleingang retten. Foto: Leonine Studios

Wieder einmal saß Regisseur Roland Emmerich am Drehbuch. Wie schon in “Godzilla”, “The Day After Tomorrow” oder “2012” scheitert er mal wieder grandios, eine auch nur halbwegs plausible, nachvollziehbare Geschichte auf Papier zu bringen. Der gebürtige Stuttgarter versucht seinen Figuren eine Geschichte zu geben, ihnen damit Leben einzuhauchen.

Zum Beispiel eben die platonische und durch einen Zwischenfall zu Beginn des Films gespaltene Beziehung zwischen Jo und ihrem einstigen Weggefährten Brian. Oder die Liebe zwischen K.C. und seiner schwer dementen und pflegebedürftigen Mutter. Erzählstränge, die im Laufe des Films vom Emmerich als Balast behandelt und im Effektgewitter verbrannt, oder am Ende hochnotpeinlich aufgelöst werden. Oft zeigen sich auch ganz klare Regiefehler. Warum wird in einer Szene auffällig der im Zündschloss hängende Schlüssel an Brians Motorrad präsentiert, wenn das nie aufgelöst wird?

Auch interessant:

Doch, sind derlei handwerkliche Sperenzchen in einem Emmerich-Film überhaupt nötig? “Moonfall” ist nämlich genau das, was man erwartet, wenn man sich ein Ticket am Kinoschalter für einen Emmerich-Film zieht. Die Visual-Effects-Künstler hinter seinen Projekten holen stets das Beste aus der aktuellen Technik heraus, lassen Leinwände erzittern und Boxen dröhnen.

Es wummert und knallt ordentlich und niemand sonst vermag es die Zuschauerinnen so in den Sitz zu pressen. Die Bedrohung ist spürbar, von der ersten bis zur letzten Sekunde, besonders auf der großen Leinwand. Das kann er und das macht er fließbandartig seit Jahrzehnten. Allein: Manche mögen sich in dieser Hinsicht an Emmerichs Experiment "Anonymus" erinnern. Ein Film im Portfolio des Blockbuster-Regisseurs, der auf genau solche Effekthascherei verzichtet und in aller Seelenruhe ein Shakespeare-Biopic erzählt - einschläfernd, leider. 

Halle Berry sorglos im All

Halle Berry, eine Frau, die nicht zu altern scheint und den besten Weg zur Hollywood-Legende entlang schreitet, wuppt gemeinsam mit ihren Kollegen den Plot - meist schlecht als recht. Immerhin, sie ist die einzige in der Darstellerriege, die der Bedrohung ins Gesicht geschrieben steht. Die Frau kann spielen, das hat sie schon vor zig Jahren in “Gothika” bewiesen. Und doch schleicht sich als Zuschauer das Gefühl ein, Frau Berry hat sich in manchen Szenen außerordentlich unwohl gefühlt, über die Worte, die Emmerich und sein Ko-Autor ihr in den Mund gelegt haben. 

Patrick Wilson (“Insidious”) spielt den ehemaligen Buddy von Halle Berrys Rolle, hat schwere Familienprobleme und muss dabei zusehen, wie nicht nur seine ganz persönliche, sondern gleich die ganze Welt vor dem Kollaps steht. Welch Allegorie. Und das klassische Comic-Relief, das mit flotten Sprüchen die Stimmung aufheitert, wenn es mal (zu) ernst werden könnte, ist in der Rolle des K.C. Houseman gefunden. Fertig ist das Emmerich-Schema, nachdem all seine Filme zu funktionieren haben.

Hinzu kommt ein im Hollywood-Kino immer beliebter werdender Einsatz von Schleichwerbung - noch nie hat ein Lexus sooo gut bei einer Verfolgungsjagd zwischen brennenden Häusern und zu überspringenden, sich vor dem Wagen auftauender Schluchten, ausgesehen. Ganz zu schweigen von dem Sicherheitssystem an Bord der NASA-Schiffe, die- maximal prominent dargestellt - am Laufen gehalten werden vom Programm des Anti-Viren-Experten "Kaspersky" - einem russischen Hersteller wohlgemerkt und nicht etwa dem eines US-Entwicklers.

Ein Detail, das, ob zufällig geschehen oder nicht, ein kleiner Pluspunkt von “Moonfall” ist: Auf exzessiven Gebrauch von amerikanischen “Hurra-Patriotismus”, wie bildschirmfüllender US-Flaggen, verzichtet der deutsche Regisseur Emmerich ausnahmsweise.

“Moonfall”: einschalten, genießen, ausschalten, vergessen

Moonfall 2022 Kritik Szenenbild 2
Jo Fowler (Halle Berry) und Astro-Kollege Brian Harper (Patrick Wilson). Foto: Leonine Studios

Über zwei Stunden werden Zuschauervon hirnzersetzenden Dialogen eingelullt, während die Leinwand, schick wie selten, im CGI-Hölleninferno abgefackelt wird. “Moonfall” ist Blockbuster-Kino. Das Publikum soll nicht nachdenken, es soll vor allem fühlen. Denn tief in der Geschichte verbirgt sich eine eigentlich interessante Familiengeschichte - eigentlich sogar mehrere -, die vor allem dann zum Vorschein kommen, wenn Emmerich sie gegen Action-Krawumms schneidet. 

Wer es schafft nach der Auflösung der Story nicht die Hände über den Kopf zu schlagen, hat verstanden, um was es in Emmerich-Streifen geht. Alle anderen dürfen sich den Bombast von “Moonfall” ab dem 10. Februar im Kino anschauen und sich selbst überzeugen.

Video Platzhalter
Video: LEONINE Studios

*Affiliate-Link

Ein junger Mann im Seitenprofil hält sich das Nothing Phone (3) ans Ohr. - Foto: TVM/PR
Smartphones
Noch verrückteres Design: Das Nothing Phone (3) kommt mit Glyphen Matrix und Hardware-Boost

Nothing hatte vor kurzen das erste Smartphone im High-Class-Sektor enthüllt – jetzt kannst du es kaufen. Wir bewerten das kommende Phone (3) im Hinblick auf Technik und Marktpotenzial.

Verona Pooth legt sich auf dem Poster zu „Villa der Versuchung“ den Finger auf den Mund, rechts posiert Gigi in brauner Kordjacke - Foto: Joyn und IMAGO / Future Image
Villa der Versuchung
Wann wurde „Villa der Versuchung“ gedreht? War Gigi Birofio schon mit Vicky zusammen?

In der Show flirtet Gigi Birofio heftig mit Kate Merlan – dabei ist er längst offiziell vergeben. Ein Satz in Folge 3 wirft nun Fragen zur Treue und zum Zeitpunkt der Dreharbeiten auf.

Maria Weber und Sarah Marquardt stehen sich im Büro gegenüber und schauen sich ernst an. - Foto: MDR/Saxonia Media/Sebastian Kiss
In aller Freundschaft
„In aller Freundschaft“ Vorschau: Das passiert in der letzten Folge vor der Sommerpause!

Am 22. Juli zeigt das Erste die letzte neue Folge von „In aller Freundschaft“, bevor die beliebte Arztserie in die Sommerpause geht. Die Episode verspricht jede Menge Drama, emotionale Konflikte – und ein Wiedersehen mit alten Bekannten.

GZSZ-Darstellerin Chryssanthi Kavazi mit kritischem Blick. Felix von Jascheroff im Hintergrund. - Foto: RTL / Pascal Bünning
GZSZ
GZSZ-Comeback oder kurzes Gastspiel? Das hat es wirklich mit ihrer Rückkehr auf sich

GZSZ-Star Chryssanthi Kavazi feiert ihr Serien-Comeback. Doch ist das Wiedersehen mit Laura wirklich von Dauer?

Collage: Links Brenda verzweifelt, rechts Seven am posen mit Champus, Mitte: Gigi mit ernstem Blick - Foto: Netflix, Joyn, IMAGO / BREUEL-BILD
Villa der Versuchung
„Villa der Versuchung“, Folge 4: Peinliche Gagen-Enthüllung – Brenda und Kevin brechen zusammen

Nach Eskalation, Nahrungsmittelklau und einem Promi-Rauswurf herrscht Chaos in der Villa – in Folge 4 spitzt sich alles zu. Wie dramatisch es weitergeht, erfahrt ihr hier in unserer Vorschau!

Louis Klamroth steht eine große Zukunft in der ARD bevor, hier ist er im Studio von hart aber fair zu sehen - Foto: IMAGO / HMB-Media
Talkshow
ARD setzt auf Louis Klamroth: Neue TV-Projekte für den „hart aber fair“-Moderator geplant

Louis Klamroth ist seit Anfang 2023 das neue Gesicht von „hart aber fair“ in der ARD. Jetzt soll der Moderator offenbar mit zusätzlichen Formaten im Ersten weiter aufgebaut werden. Was genau geplant ist, bleibt noch offen.