Umweltfreundlich – doch überzeugt die Technik? Fairphone 6 im Praxistest
Das neueste Smartphone aus besonders fairem Handel ist auf dem Markt. TV Movie-Redakteur Max hat das Fairphone 6 für euch genau unter die Lupe genommen.
Die genannten Produkte wurden von unserer Redaktion persönlich und unabhängig ausgewählt. Beim Kauf in einem der verlinkten Shops (Affiliate Link) erhalten wir eine geringfügige Provision, die redaktionelle Selektion und Beschreibung der Produkte wird dadurch nicht beeinflusst.

- Erster Eindruck: Verpackung & Boxinhalt
- Setup & Aktivierung von „Moments“
- Kamera: Solide Ergebnisse bei Tag & Nacht
- Zubehör: Anbringen im Handumdrehen
- Fairphone 6 Akku: Genug Saft für viele Aufgaben
- Audio: Außen Pfui
- Prozessor: Gaming-geeignet
- Nice to have: Fairphone App
- Fazit: Das Fairphone 6 ist ein gutes Smartphone, wenn…
Another day, another Smartphone. Doch, so ganz wird man beim Fairphone 6 den Gedanken nicht los, dass es hierbei um eine ganz spezielle Gattung handelt. Das liegt primär an der Umsetzung – schließlich ging es den Verantwortlichen darum, so ressourcenschonend wie möglich vorzugehen. Was das zu 100 Prozent Elektromüll-neutrale Erzeugnis gut macht und wo es hakt, liest du jetzt.
Erster Eindruck: Verpackung & Boxinhalt
Die Verpackung des Fairphone 6 besteht aus Pappe – ganz nach dem Motto „Keep it simple and clean“. Ein erster Hinweis auf die umweltfreundliche Einstellung des Unternehmens lässt demnach nicht lange auf sich warten. Der Beipackzettel zur Energieeffizienz stuft das Handy mit „A“ zudem in die beste Klasse ein.
In der Box liegen ein Torx-Schraubendreher, eine Begrüßungskarte mit den sechs größten Benefits des Fairphone 6 und natürlich das Gerät itself. Dass die Niederländer:innen kein USB-C-Ladekabel mitliefern, war zu erwarten, weshalb ich an dieser Stelle nicht die Augen verdrehte.

Setup & Aktivierung von „Moments“
Die Einrichtung verläuft nach dem Android-typischen Muster: Sprache auswählen, Netzwerkverbindung herstellen (optional: Gmail-Konto verknüpfen, SIM-Karte aktivieren und Daten des alten Smartphones übertragen), Googles Nutzungsbedingungen akzeptieren, Standardbrowser und -suchmaschine auswählen, Quick Share hinzufügen/ablehnen, Einführung in Gemini, Google Pay hinterlegen/ablehnen und schlussendlich noch die finale Datenschutzrichtlinie von Fairphone bestätigen (hier können noch die Push-News des Herstellers angepasst werden).
Kommen wir zum „Moments“-Button, vielleicht DEM Highlight. Durch Herunterschieben des gelben Reglers an der Seite des Fairphone 6 wird der sogenannte „Moments“-Modus aktiviert. Du möchtest wieder mehr Offline- statt Online-Zeit? Dann wirst du dieses Feature lieben.

Das ist veränderbar:
Name des Moments
angezeigte Apps (maximal fünf)
Benachrichtigungen
Hintergrundbild
Merke: Solange sich der magische Switch auf unterer Position befindet, werden sämtliche Dienste auf Eis gelegt – kein Stöbern in Bildergalerien, unnötiges Surfen oder Social Scrolling möglich.
Kamera: Solide Ergebnisse bei Tag & Nacht
Ich werde ein wenig müde, es mit jedem neuen Smartphone-Test zu erwähnen, doch die verbauten Objektive sind für viele die wichtigste Währung.
Im Pro-Modus kann man ISO, Belichtungszeit, Nachbelichtungswert, Weißabgleich, und manuellen Fokus anpassen – die 50-MP-Option ist jedoch nicht verfügbar. Die Rückkamera bietet zweifach optischen Zoom und bis zu zehnfach digitalen Zoom, was sie grundsolide macht. Klar: Das ist kein Vergleich zu einer High-End-Smartphone-Kamera von Apples oder Samsungs Flaggschiffen, reicht dessen ungeachtet aber für schicke Urlaubs- und Freizeit-Aufnahmen.
Im normalen Foto-Modus habe ich ein 50 MP-Bild aufgenommen – dabei hat sich das Fairphone 6 zunächst aufgehangen, beim zweiten Versuch funktionierte es glücklicherweise reibungslos.

Die Front-Kamera liefert überzeugende Ergebnisse, die selbst den Ansprüchen der größten Selfie-Fanatiker:innen gerecht werden dürften.

Die weiteren Modi der Fairphone-Kamera umfassen:
Super Nacht
Panorama
Porträt
Video
Zeitraffer
Zeitlupe
Kurzum: Wahrscheinlich wird der Durchschnittslaie nichts vermissen und mit dem Umfang mehr als zufrieden sein.

Besonders neugierig war ich, was der Super Nacht-Modus für Ergebnisse liefern würde. Da ich mir jedoch nicht allzu viel davon versprach, fiel meine Enttäuschung nicht sonderlich groß aus: Ich konnte zwischen Super Nacht- und Foto-Modus mit dem bloßen Auge so gut wie keine Unterschiede ausmachen. Aber mach dir gerne selbst ein Bild von meinen Resultaten.
Möglicherweise habe ich mich von dem Superlativ auch zu sehr triggern lassen und bin fälschlicherweise davon ausgegangen, der Sonder-Modus könne selbst in fast vollständiger Dunkelheit helle Bilder produzieren. Hier klafften meine Erwartungshaltung und der daraus entstandene Schnappschuss des Fairphone 6 aber weit auseinander.
Der Blitz tat im Übrigen das, was er sollte: die Fotos wurden heller. Teilweise wurden sie auch nebliger, wenn ein Objekt zu nah an der Lichtquelle des Smartphones eingefangen wurde.

Technische Details des Fairphone 6:
Display: 6,31 Zoll-Full-HD-OLED-Display (431 ppi)
Maße: 156,5 mm x 73,7 mm x 9,6 mm
Gewicht: 193 g
Kameras: 50 MP (Hauptkamera), 13 MP (Ultraweitwinkel), 32 MP (Selfie-Kamera)
Betriebssystem: Android 15/e/OS
Speicher: 256 GB (Hauptspeicher, erweiterbar auf 2 TB per microSD)/8 GB RAM
Prozessor: Snapdragon 7s Gen 3 (bis zu 2,5 GHz)
Akku: 4.415 mAh (bis zu zwei Tage Laufzeit), austauschbar
Verbindungen: USB-C, Bluetooth, NFC, WiFi, GPS, 5G
Farben: Weiß, Grün, Schwarz
optionales Zubehör: Kartenhalter (27 Euro UVP), Trageband (29 Euro UVP), Schutzhülle (29 Euro UVP) & Fingerschlaufe (27 Euro UVP)
Zubehör: Anbringen im Handumdrehen
Ich habe mich sehr gefreut, dass ich die separat erhältlichen Items in Form des Kartenhalters, des Tragebands, der Schutzhülle und der Fingerschlaufe im Karton wiederfand.
Trageband, Kartenhalter und Fingerschlaufe können in wenigen Minuten selbst angebracht werden – dazu beinhaltet jedes Set einen kleinen Torx-Schraubendreher. Knifflig kann allerdings die Aufbewahrung der nicht benötigten Schrauben sein – hier solltest du dir gut überlegen, wo die sie deponierst, damit du sie wiederfindest.
Beispielhafter Ablauf: Fingerschlaufe anbringen
Alte Rückseiten-Schale abschrauben per mitgeliefertem Torx-Schraubendreher und anschließend mit beiden Händen auf dich anziehen.
Neue Rückseite mit Fingerschlaufe vorsichtig aufschieben, bis sie vollständig einrastet.
Entweder alte Schrauben zum Befestigen verwenden oder jene, die der Zubehör-Packung beiliegen.
Im Schnitt dauert dieser Vorgang weniger als zwei Minuten – man muss dafür keineswegs handwerklich begabt sein. Feedback an Fairphone: Eine ausgedruckte Mini-Anleitung wäre dennoch ein guter Zusatz-Service.

Fairphone 6 Akku: Genug Saft für viele Aufgaben
Beim Akku lag die Messlatte hoch – nicht zuletzt, weil die Homepage verspricht, fast 54 Stunden bei „gemischter Nutzung“ durchzuhalten. Außerdem wird mit „50 Prozent Aufladung in 25 Minuten, mit 30W-Ladegerät“ geworben.
Um dies zu überprüfen, habe ich das Fairphone 6 bei 50 Prozent um 11:16 Uhr per Apple 20W USB-C-Power-Adapter an das Stromnetz angesteckt. Um 11:23 Uhr betrug der Akkustand 60 Prozent, um 11:38 Uhr waren es bereits 80 Prozent und um 12:10 Uhr war es vollständig aufgeladen. Um 00:05 Uhr, knapp 12 Stunden später, vermeldete das Display noch starke 86 Prozent.
Ich kann festhalten: Bei der Batterie verspricht Fairphone nicht zu viel. Eine intensive Nutzung sämtlicher Kamera-Komponenten über einen Zeitraum von etwa 25 Minuten verringerte den Batteriezustand gerade einmal um 4 Prozent.
Audio: Außen Pfui
Für die Lautsprecher gibt es eine klare Abwertung. Auch wenn diese Funktion wahrscheinlich nicht häufig in Anspruch genommen wird, klang der Sound doch sehr billig, blechern und dumpf.
Kopplung per Bluetooth-Kopfhörer: Meine Apple AirPods Pro 2 ließen sich dem Profil schnell hinzufügen – auch den ANC-Modus konnte ich nutzen. Verglichen mit dem misslungenen Lautsprecher-Test, erhielt ich nun die gleiche Klangqualität auf meinen Ohren, die ich von meinem iPhone gewohnt bin.
Prozessor: Gaming-geeignet
Bedienung: Der Snapdragon 7s Gen 3 tat, was er tun sollte – alltägliche Vorgänge (z.B. Scrollen und Surfen) wurden flüssig abgewickelt, im Android-Menü wird sich jede:r erprobte Nutzer:in schnell zurechtfinden. Ergo: Alles, so wie es sein sollte, daher keine negativen Auffälligkeiten zu berichten.
Gaming kann das Fairphone 6 ebenfalls: Exemplarisch habe ich zur Performance-Analyse den Shooter „Call of Duty Mobile“ mit HD-Ressourcen angespielt. Fazit: Kein ruckeln oder zucken – der 2,5 GHz-Chip leistete ganze Arbeit.

Nice to have: Fairphone App
In der hauseigenen App hast du die Möglichkeit, eine kleine Zeitreise mit deinem Gerät zu unternehmen und lernst dein Fairphone von einer ganz neuen Seite kennen. Redaktionell hilfreiche Inhalte sorgen dafür, dass du verstehst, wie du deine Batterie tauschst und welche Recyclingoptionen sich dir am Ende des Lebenszyklus bieten. Dein persönliches Nutzungsziel kannst du ebenfalls festlegen, damit du nicht mehr frühzeitig nach dem nächstbesten Smartphone suchst.
Per Direktlinks ist der Kauf von Ersatzteilen außerdem nur einen Klick auf dem Touchscreen entfernt.

Fazit: Das Fairphone 6 ist ein gutes Smartphone, wenn…
…du der Umwelt und der Gesellschaft etwas Gutes tun möchtest, sodass für dich nicht die pure Leistung im Vordergrund steht. Faire Produktionsbedingungen, transparente Lieferketten sowie acht Jahre versprochene Updates und eine fünfjährige Garantie sorgen für ein gutes Gefühl beim Kauf.
Mit einer UVP von 599 Euro ist das Fairphone 6 kein günstiges Device, bleibt preislich dennoch deutlich unter den Forderungen vieler Hersteller im High-End-Segment.
Ich kann dir das bis dato wahrscheinlich grünste Smartphone auf dem Markt empfehlen, wenn…
du nach einem Produkt suchst, das die wichtigsten Features der Branche, wie KI-gestützte Dienste oder eine vielseitige Kamera, mitbringt.
du dir um deinen ökologischen Fußabdruck Gedanken machst.
Beachte in jedem Fall, dass du hier kein Top-Level-Gadget auf Niveau des iPhone 16 Pro oder Samsung Galaxy S25 Ultra in den Händen hältst. Denkst du hingegen über das Fairphone so, wie es bereits zehntausende Fans weltweit tun, ist dir die wahre Vision der Erfinder:innen ohnehin klar – und diese hat wenig mit der Unternehmensphilosophie gemein, die ein Großteil der Konkurrenz verfolgt.