„Islands“ : Warum der Streifen ohne Happy End auskommen muss
Mit „Islands“ bringt Jan-Ole Gerster einen Film über einen einsamen Tennislehrer auf der Suche nach sich selbst in die Kinos. Wir haben mit dem Regisseur über seine Motivation und seiner Liebe zu Fuerteventura gesprochen.

Jan-Ole Gerster ist zurück! Nach seinen Filmen „Oh Boy“ und „Lara“ – beide in Berlin verortet – zieht es den Filmemacher nun auf die Kanarischen Inseln. Im Film „Islands“ strandet der frühere Tennisprofi Tom auf Fuerteventura, wo er in einem abgelegenen Hotel als Trainer arbeitet und vor seiner Vergangenheit flieht.
Sein routiniertes, von Alkohol und Affären geprägtes Leben gerät aus dem Gleichgewicht, als er auf die Touristin Anne und ihren Mann Dave trifft. Eine zunächst harmlose Begegnung entwickelt sich zu einer psychologisch aufgeladenen Dreieckskonstellation mit dramatischen Folgen.
„Islands“: Ein Film über die Flucht vor dem Ich
Die Insel Fuerteventura spielt dabei eine Hauptrolle. Für Regisseur Gerster war sie zunächst alles andere als ein Sehnsuchtsort: „Ich hatte keine Ahnung von den Kanarischen Inseln. Es war ein ziemlicher Schock, als ich dort das erste Mal ankam. Alles ist schick, alles ist felsig, alles ist staubig“, erinnert sich der Regisseur. „Aber nach einer Weile begann ich die Einfachheit der Landschaften zu schätzen und ich wollte das Ganze vom visuellen Standpunkt aus erforschen.“
Dennoch gibt er zu: „Es ist keine Liebe auf den ersten Blick wie auf Sardinien oder Sizilien. Vielleicht habe ich genau das erwartet, aber es hat sich dann als etwas ganz anderes herausgestellt. Aber ich habe jetzt viel Zeit dort verbracht und es hat mein Herz erobert.“
Im Film hat Tom damit zu kämpfen, seinen Platz im Leben zu finden. Erst das Auftauchen der Familie scheint in ihm wieder die Lebensgeister zu wecken. „Für mich ist eines der Hauptmotive des Films das Thema der Flucht“, erklärt Gerster im Interview mit „TV Movie Online“. „Der Flucht vor der Wahrheit. Er flüchtet vor einem schmerzhaften Abschnitt seines Lebens. Er flüchtet sich in Alkohol, er flüchtet sich in kurze Affären.“ Zumindest für Tom sei ein Happy End auf der Insel kaum möglich, erklärt der Regisseur. Der Ort werde für ihn „zu einer Schleife, in der er feststeckt und aus der er nicht herauskommt.“
Warum Sam Riley sich in seiner Rolle wiedergefunden hat
Dieser Aspekt sei auch entscheidend für ihn gewesen, die Rolle anzunehmen, betont Hauptdarsteller Sam Riley: „Ich mochte die selbstzerstörerischen Aspekte der Figur, die Vorstellung von verschenktem Potenzial oder verpassten Chancen. Ungesagte Dinge, nicht gelebte Leben. All diese Dinge sind für mich sehr interessant.“ Er habe sich darüber hinaus auch in der Figur wiedergefunden. „Ich sah Tom in gewisser Weise, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn dieses eine bisschen Glück oder dieser eine Vorfall mich nicht gerettet hätte“, so der Darsteller.
„Ich denke, es hat alles damit zu tun, dass wir Angst davor haben, irgendwann zu sterben. Und das einzige, was wir dagegen tun können, ist, das Leben in vollen Zügen zu genießen“, sagt Gerster über die Essenz des Films.
Wir haben die Interviews im Rahmen der Berlinale 2025 geführt, wo der Streifen im Februar seine Premiere gefeiert hat. „Islands“ startet am 8. Mai in den deutschen Kinos.