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Nastassja Kinski über Nacktszenen im „Tatort: Reifezeugnis“: „Ausgenutzt“

Nastassja Kinski, Tochter von Klaus Kinski, war erst 15 Jahre alt, als der „Tatort: Reifezeugnis“ gedreht wurde. Nun erklärte ihr, wie es ihr dabei ging. 

NDR/ media-press.tv

Folge 073 des „Tatort“ löste in den Siebzigern einen Skandal aus. Grund dafür war zum einen die heikle Thematik der Folge, in der eine 17-jährige Schülerin (Nastassja Kinski) eine Affäre mit ihrem Lehrer (Christian Quadflieg) hat. Ebenfalls brisant: die berühmte Nacktszene von Kinski, in der sie oben-ohne am See zu sehen ist.

 

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Heute ist der Kieler Tatort „Reifezeugnis“, bei dem Kommissar Finke (Klaus Schwarzkopf) zum sechsten Mal ermittelte, sozusagen ein Klassiker und wird immer mal wieder wiederholt. Davon hat Nastassja Kinski nun aber genug, wie der „Spiegel“ kürzlich berichtete. Weil sie beim Dreh erst 15 war, möchte sie nicht mehr, dass die Nacktszene gezeigt wird. Zudem forderte sie nun in einem Interview mit Frauke Ludowig eine Entschuldigung. Über ihren Anwalt Christian Schertz soll Kinski sich schon vor geraumer Zeit an den NDR gewandt haben. Der Sender hat die Rechte für „Reifezeugnis“ inne, produzierte die Folge damals auch. Laut „Bild“ soll NDR Fernsehfilm-Chef Christian Granderath 2023 auf der NDR-Website über den Film Folgendes gesagt haben: „Reifezeugnis mit Nastassja Kinski war in den Siebzigern eine sexuelle Initiation für sehr viele männliche Jugendliche. Auch deswegen ist dieser Tatort zur Legende geworden.“

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Gelöscht werden sollte das Material laut Kinskis Anwalt unter anderem, weil seine Mandantin damals bei den Dreharbeiten ohne Begleitung am Set gewesen sei. „Das eine ist, wie man die Dinge in den Siebzigerjahren gesehen hat. Offensichtlich anders als heute, wo ein Dreh von Nacktszenen mit Minderjährigen sicherlich sogar unzulässig wäre. Das andere ist aber, wie der NDR im Hier und Jetzt insbesondere nach zahlreichen MeToo-Skandalen in Film und Fernsehen wörtlich die Nacktszenen mit einer Minderjährigen als den sexuellen Erweckungsmoment sehr vieler Männer beschreibt. Ich weiß wirklich nicht, was da in die Köpfe der Verantwortlichen gefahren ist“, wird Schertz vom „Spiegel“ zitiert.

Im Gespräch mit Frauke Ludowig sagte Nastassja Kinski nun, sie kenne keine andere Schauspielerin, die damals (trotz „anderer Zeiten“) „in dem Alter so ausgenutzt wurde“. „Ich stehe zu Reifezeugnis. Es war eine wichtige Rolle für mich und Wolfgang Petersen war ein toller Regisseur. Das ändert nichts daran, dass die unbekleideten Szenen mir weh taten und der Sender NDR und der Regisseur es anders hätten drehen können.“ Und weiter: „Ich mochte den Regisseur und das Team, aber in den Szenen habe ich mich nicht wohlgefühlt.“ Das Problematische:  „Meine Mutter war nicht (zum Set) eingeladen. Das war mit Absicht von der Produktion, so kann ich das nur verstehen.“ Nun fordert sie eine Entschuldigung und hat eine ganze Liste weiterer Forderungen, auf die sie in dem Gespräch nicht weiter einging. 

„Warum haben die damals die Szenen nicht anders gedreht? Das geht mir immer wieder durch den Kopf. Gleiche Geschichte, aber die Kamera vielleicht so, dass man nicht alles sieht ...“, gibt sie zu bedenken. „Ich wurde ausgenutzt“, wird Nastassja Kinski von der „Bild“ zitiert.

In der ARD-Mediathek war „Reifezeugnis“ auf die Schnelle nicht zu finden, der RBB wiederholte ihn aber zuletzt am 1. Januar 2024. Laut „fernsehserien.de“ wurde der „Tatort“ in den letzten Jahren mehrfach ausgestrahlt. Laut Eva Burgdorf vom Landesfrauenrat Hamburg, mit der "Bild" sprach, ist dies jedoch der Fall: „Mich macht fassungslos, dass die ARD diesen Film 2024 noch zeigt und ihn weiterhin in der Mediathek verfügbar macht.“ Laut "Bild" prüft der NDR den Fall jetzt allerdings juristisch. Eine weitere Ausstrahlung soll es in der ARD nicht geben.