Am 12. Dezember steht in Großbritannien die "Brexit-Wahl" an. Boris Johnson nutzt den Weihnachtskultfilm "Tatsächlich Liebe", um seine Wähler zu mobilisieren.

Wer kennt sie nicht, die Szene aus "Tatsächlich Liebe", in der Mark Juliet, der Frau seines besten Freundes, seine Liebe wortlos anhand von Pappschildern erklärt, während aus seinem Radio Christmas Carols plärren? So weihnachtlich, so romantisch, so Hollywood.
Und jetzt stellt euch genau diese Szene noch einmal vor, allerdings mit dem britischen Premier Boris Johnson, der an der Haustür eines Paares klingelt und der Dame des Hauses statt seiner Liebe mit bekannten Slogans aus dem konservativen Lager erklärt, dass der Brexit im nächsten Jahr "with any luck" (zu dt. „mit etwas Glück“) über die Bühne geht, sollte die Wahl am 12. Dezember zu Gunsten der Tories ausgehen. Er unterstreicht, wie wichtig die Stimme jedes Einzelnen ist, denn "the other guy could win" (zu dt.: "der andere Typ könnte gewinnen"), womit er ziemlich sicher auf seinen Labour-Konkurrenten Jeremy Corbyn anspricht.
"Tatsächlich Liebe": Für "Brexit-Wahl" gibt Boris Johnson alles
Neben YouTube nutzt Boris Johnson auch auf Twitter die Anspielung auf den Kultfilm, schreibt zu dem Videoclip "Brexit, actually" in Anlehnung an den englischen Originaltitel des Films, "Love actually", und wirbt für den Gang zur Wahlurne am kommenden Donnerstag.
Ob man nun Tory- oder Labour-Anhänger ist - der Clip, das muss ehrlicherweise gesagt werden, ist gut umgesetzt. Allerdings nicht unumstritten, denn Hugh Grant, der in "Tatsächlich Liebe" 2003 selbst den britischen Premier verkörperte, macht keinen Hehl daraus, welche Meinung er vom aktuellen Regierungschef hat und rührt für die Liberalen Demokraten im Wahlkampf mächtig die Werbetrommel.
Zum ersten Mal seit etwa 100 Jahren werden die Briten in den Wintermonaten zur Wahl gebeten: Nach drei fehlgeschlagenen Versuchen gelang es dem Premier Großbritanniens durch ein neues Gesetz Neuwahlen vorzuziehen; eigentlich wäre es erst 2022 wieder so weit gewesen.
Medien bezeichnen die bevorstehende Wahl bereits als „Brexit-Wahl“. Boris Johnson erhofft sich durch sie eine breite Absicherung für seinen Brexit-Plan. Nach derzeitigem Stand soll der Austritt Großbritanniens aus der EU am 31. Januar 2020 erfolgen, nachdem er bereits drei Mal verschoben wurde. In den folgenden elf Monaten des Übergangs will der Premier ein Freihandelsabkommen mit Brüssel aushandeln. Umfragen sehen die Tories unter Boris Johnson derzeit klar vorn.
Hier zum Vergleich noch einmal das Original - die Ähnlichkeiten sind nicht zu übersehen: