In "She Said", der neue Film der deutschen Regisseurin Maria Schrader, bringen zwei Journalistinnen der "New York Times" Hollywood-Mogul Harvey Weinstein zu Fall. Ein Streifen, der zum Denken anregt!
Eine Filmkritik von Jana Renken
Voller Optimismus, Euphorie und Aufregung - Junge Schauspielerinnen am Anfang ihrer Filmkarriere. Ihre Zukunft: vielversprechend.
Laura Madden ist eine von ihnen. Sie ist talentiert, engagiert und ehrgeizig. Sie konnte einen Job bei einem der renommiertesten Produzenten Hollywoods ergattern. Bei keinem geringeren als Harvey Weinstein. Sie bekommt das Strahlen kaum mehr aus ihrem Gesicht. Alles scheint perfekt.
Doch von einer auf die andere Sekunde ändert sich alles. Abgrundtiefe Verzweiflung verdunkelt ihren Gesichtsausdruck. Sie rennt und rennt und rennt. Sie versucht ihrer gerade noch so perfekten Zukunft zu entkommen. Die erste Szene im Film "She Said" zeigt den Zuschauer:innen direkt den Horror, der in den darauffolgenden zwei Stunden ans Licht kommen wird.
Harvey Weinstein - Systematischer Missbrauch in Hollywood
Harvey Weinstein ist ein namhafter Filmproduzent in Hollywood, kaum jemand hat noch nie mit ihm zusammen gearbeitet. Seit 2017 ist klar: Er ist Sexualstraftäter mit mehr als 100 Überlebenden. Ein ausgeklügeltes System bringt die Frauen zum Schweigen. Weinstein hat so viel Macht, dass er über die Zukunft junger Talente in Hollywood entscheidet. Wer sich seine Gunst verspielt, verspielt sich seine Karriere.
„She Said“: Zwei Journalistinnen, die die #MeToo-Bewegung ins Rollen bringen
Maria Schrader berichtet in ihrem Hollywood-Debüt „She Said“ über die Enthüllung des Weinstein-Skandals. Der Film zeigt die Ermittlungen der jungen Journalistinnen Jodi Kantor und Megan Twohey. Am 5. Oktober 2017 veröffentlichen sie ihren Artikel in der „New York Times“, der die schrecklichen Verbrechen des Hollywood-Monguls aufdeckt. Die Veröffentlichung des Artikels bringt die #MeToo-Bewegung ins Rollen. Weinstein wird 2020 in New York zu 23 Jahren Haft verurteilt.
In „She Said“ wird die journalistische Investigation von Jodi und Megan detailreich abgebildet. Die Arbeit der beiden erfordert viel Geduld. Doch von den zahlreichen Rückschlägen lassen sie sich nicht entmutigen. Der Film bildet ihr Geduldspiel ab und fokussiert sich auf die journalistische Arbeit, die nur langsam an Fahrt aufnimmt. Es wird auf kleinste Details geachtet und die Erzählungen der Opfer stehen stets im Fokus.
Schrader setzt auf eindrucksvolle Szenen, die den Zuschauenden vermitteln, wie systematisch und skrupellos Weinstein seine Macht missbrauchte. Etliche detailreiche Ausschnitte aus Hotelzimmern decken seine Muster auf. Eine Filmszene verdeutlicht die sich wiederholende Systematik besonders stark.
Es werden nacheinander die leeren Flure der Hotels, in die Weinstein die jungen Frauen gelockt hat, gezeigt. Aus dem Off ertönen die Dialoge zwischen den Überlebenden und Weinstein. Die Gespräche ähneln sich auf eine erschreckende Art und Weise. Die Bedrohlichkeit der Situationen wird hier filmtechnisch sehr gut untermalt.
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„She Said“: Weinstein verbannt ins Off
Die schrecklichen Erlebnisse der Missbrauchsopfer und die journalistische Arbeit stehen im Mittelpunkt von „She Said“. Und Harvey Weinstein? Dem Täter als Person wird kein Raum im Film geboten, ein Mal ist er zu sehen, ohne sein Gesicht je zu zeigen. Die Message ist klar: Die Überlebenden bekommen hier ihre Stimme. Weinstein wird nur durch die Erzählungen der Betroffenen abgebildet.
„She Said“: Kritik am Patriarchat
Jodi und Megan leben für den Journalismus. Die jungen Frauen machen es sich zur Berufung, den Weinstein-Skandal aufzudecken – mit Erfolg. Ihren anstrengenden Beruf mit dem Familienalltag zu kombinieren, ist eine fast unüberwindbare Herausforderung. Schrader gibt den Rollen viel Tiefe, in dem das stressige Privatleben der Journalistinnen ehrlich gezeigt wird.
Beide sind Mütter von jungen Töchtern. Megan ist sogar frisch gebackene Mama und kämpft mit postnatalen Depressionen. Sie steht am Ende ihrer Kräfte. Auch Jodis Zustand wirkt zunehmend instabiler. Ohne ihre Männer, die den Haushalt schmeißen, wäre die Arbeit der beiden unmöglich. Schrader zeigt in „She Said“ eine moderne Rollenverteilung. Sie kritisiert jedoch eindringlich die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Mit „She Said“ gelingt Maria Schrader ein eindrucksvolles Hollywood-Debüt. Sie gibt der beachtlichen journalistischen Arbeit von Jodi und Megan viel Raum und untermauert gekonnt die Abscheulichkeit der Sexualdelikte von Harvey Weinstein. Ein Film, der schockiert und zum Denken anregt!
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