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Kino

Mrs. Harris und ein Kleid von Dior: "Der Film ist ein sozialer Kommentar" / Interview mit Lesley Manville

Am 10. November startet "Mrs. Harris und ein Kleid von Dior" in den deutschen Kinos. Hauptdarstellerin Lesley Manville erzählt im Interview über die Magie des Films, ihre starke, weibliche Hauptrolle, über die Abenteuer des Lebens, der Liebe und des Alters…

 

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Mrs. Harris und ein Kleid von Dior:
Lesley Manville spielt die Mrs. Harris in "Mrs. Harris und ein Kleid von Dior" in der Focus Features Veröffentlichung von Regisseur Tony Fabian. Foto: Dávid Lukács / © 2021 Ada Films Ltd - Harris Squared Kft

Am 10. November startet "Mrs. Harris und ein Kleid von Dior" in den deutschen Kinos. Darin begibt sich die verwitwete Haushaltskraft Ada Harris im London der 1950er Jahre auf die Reise nach Paris, um sich den Traum einer exklusiven Haute-Couture-Robe von Christian Dior zu erfüllen. Dabei stößt sie auf allerlei Herausforderungen, Vorurteile und soziale Ungleichheit.

Wir sprachen mit Darstellerin Lesley Manville, die in die Hauptrolle schlüpft.

TVMovie.de: Was hat Sie überzeugt, Teil des Films "Mrs. Harris und ein Kleid von Dior" zu werden? 

Lesley Manville: Ich kannte das Buch gar nicht. Die Geschichte war mir völlig neu, aber gleich sehr interessant, weil ich eine solche Rolle lange nicht mehr gespielt hatte. Ich liebe es meine Auswahl an Charakteren immer wieder neu zu mischen und insbesondere verschiedenste Ebenen des sozialen Spektrums zu verkörpern. Jemanden wie Ada Harris und gleichzeitig jemanden wie Prinzessin Margaret in "The Crown" zu spielen, ist einfach eine sehr reizvolle Balance für mich. Natürlich muss aber vor allem das Drehbuch gut sein. Das Projekt als Ganzes muss ansprechend sein, aber all das war gegeben, weshalb ich definitiv zusagen wollte. 

TVMovie.de: Der Film ist auf eine Art und Weise magisch. Wie hat sich das auf Ihre Herangehensweise an die Figur ausgewirkt?

Lesley Manville: Der Film ist wirklich märchenhaft, durch die Musik, durch den Schnitt und die gesamten stilistischen Filmelemente. Aber auf die Stimmung oder den Stil eines Films habe ich als Darstellerin ja gar keinen Einfluss. Ich muss mich quasi mit der realistischen Seite befassen, in die Charaktere schlüpfen und zwar mit ganzem Herzen. Und um zu verhindern, dass dieser magische Film zu sehr mit Zuckerguss überzogen wird, wusste ich, dass ich Ada absolut echt darstellen musste. Sie musste eine wahrhaftige Person sein, mit der man sympathisiert, der man Gutes tun will, und mit der man auf diese fantastische Reise gehen möchte.

TVMovie.de: Was hat Ihnen am meisten daran gefallen, Ada Harris zu sein?

Lesley Manville: Natürlich hat es einen Riesen-Spaß gemacht, aber so ein Dreh ist auch wirklich harte Arbeit. Als Hauptrolle bin ich in jeder Szene zu sehen, habe eine große Verantwortung. Man dreht fünf, sechs Tage die Woche und steht jeden Morgen um halb fünf auf, abends um neun kommt man nach Hause und muss schon wieder die Zeilen für den nächsten Tag im Kopf haben. Das Wichtigste ist dabei wirklich, gute Schauspieler*innen und eine gute Crew um sich zu haben. Es sind also weniger einzelne Momente, als die ganze Erfahrung, besonders mit dem Cast und Jenny Beavan als großartiger Kostümdesignerin, die sehr bereichernd war.

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TVMovie.de: Neben der etwas oberflächlichen Mode-Komponente, welche Bedeutung nimmt die Arbeiterklasse im Film ein?

Lesley Manville: Es geht nicht nur um eine Frau und ein Kleid. Der ganze Film ist ein sozialer Kommentar. Zu Großbritannien, zu Frankreich und zur Nachkriegszeit. Darüber wie Frauen von der Gesellschaft gesehen wurden. Er zeigt, wie schwer es für jemanden aus der Arbeiterklasse war, mit Würde behandelt zu werden. Und er entromantisiert das idealisierte Paris der 1950er Jahre. Eine Stadt, die für die Menschen damals unerreichbar erschien. Statt Glamour und Romantik liegt Müll in der Stadt, die Menschen streiken. Auch zeigt der Film wie versnobt und elitär diese ganze Haute-Couture-Welt damals war. Der ganze Film steckt voller Statements, aber nebenbei gibt es auch viele nette Lacher.

TVMovie.de: Mrs. Harris ist eine unabhängige, alleinstehende Frau mittleren Alters, wird aber manchmal als "unsichtbare Frau" bezeichnet. Würden Sie den Film als feministisch bezeichnen? 

Lesley Manville: Ja, ich würde sagen, dass es ein feministischer Film ist. In den 1950er Jahren mussten Frauen eine Menge Misshandlungen durchmachen und müssen heute – zum Glück weniger – aber bis zu einem gewissen Grad immer noch da durch. Es ist schlimm, wenn jemand Ada das Gefühl vermittelt unsichtbar zu sein, denn das ist sie nicht. Doch wenn jemand ihre innere Schönheit nicht sieht, dann ist das nicht Adas, sondern das Problem der Leute. Denn im Gegenteil zu denen, erkennt Ada ihren Selbstwert voll und ganz und das ist das Wichtigste.

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TVMovie.de: In Hinblick auf Feminismus. Wie sehen die Möglichkeiten für ältere Schauspielerinnen in Hollywood aus?

Lesley Manville: Ich habe das Gefühl, dass es seit einigen Jahren besser wird. Die Kasseneinnahme beweisen, dass es ein Publikum für nachdenkliche Filme gibt. Filme, die sich mit Frauen über 40, 50 oder über 60 befassen und eigenständige Frauen zeigen, die sich nicht dadurch definieren, dass sie eine Mutter oder eine Ehefrau sind. Das heißt, sie können durchaus Mütter und Ehefrauen sein, aber, dass das eben nicht allein ihre Charaktereigenschaften sind. Es gab Kassenschlager mit beeindruckenden Hauptdarstellerinnen, wie Meryl Streep, Annette Bening, Judi Dench, Maggie Smith oder Helen Mirren. Diese Frauen machen Filme, in denen sie die Geschichte anführen, ohne, dass dabei das Alter eine entscheidende Rolle spielt. Es wird also besser. Es hat zu lange gedauert, aber ja, die Anzeichen ermutigen. Dennoch geht der Kampf weiter.

TVMovie.de: Ada ist sehr gutherzig, doch verletzt sich damit zum Teil selbst. Kann Gutherzigkeit ein Fehler sein?

Lesley Manville: Ada würde niemals unfreundlich sein. Wenn andere Menschen die Freundlichkeit, die Ada ihnen entgegenbringt, nicht wertschätzen, ihr ohne Respekt begegnen, dann ist das ein Problem der Anderen. Denn Ada ist sich sehr bewusst, wer sie ist. Daher würde sie auch immer wieder dieselbe Entscheidung treffen, egal wie es am Ende für sie ausgeht.

TVMovie.de: Die Rolle ihrer Kollegin Isabelle Huppert verkörpert im Film einen harten Kontrast zu Ihrer Rolle Ada. Wie war Ihre Zusammenarbeit?

Lesley Manville: Tatsächlich war es ein "Match made in Heaven". Ich habe das Gefühl, dass Isabelle irgendwie das französische Gegenstück zu mir ist. Wir beide spielen viel im Theater oder drehen Independent-Filme, unsere Karrieren haben sich ähnlich entwickelt. Es war einfach großartig mit ihr zu arbeiten und sich auszutauschen, weil wir bereits in viele ähnliche Rollen getaucht sind. Isabelle macht einfach ihr Ding und ich meins. Die Szenen mit ihr hatten dadurch eine Art Leichtigkeit, waren respektvoll und raumgebend für jeden von uns, das war herrlich.

TVMovie.de: Gab es innerhalb Ihrer Karriere denn auch mal schwierige Momente?

Lesley Manville: Ich kann mich ehrlich gesagt an keine wirklich schwierigen Momente erinnern, nur an eine Art Wendepunkt. Wie gesagt, habe ich immer viel Theater gemacht. Dort liegt alles in der eigenen Verantwortung, niemand kann dich besser aussehen lassen oder drum herum bearbeiten. Beim Film ist da die Kamera, quasi ein drittes Auge. Es hat lange gedauert, bis ich mich damit richtig anfreunden konnte. Der Wendepunkt kam, als ich im Film "Topsy-Turvy" einen längeren Monolog abliefern musste. Erst währenddessen habe ich das mit dem Film richtig verstanden und die Kamera lieben gelernt. Da ging es plötzlich um ein inneres Verständnis von Gefühlen, wie ich es jahrelang auf der Bühne empfunden habe. Eine fantastische Reise, die immer noch andauert.

TVMovie.de: Insgesamt verliert der Film, zumindest im Kino leider zunehmend an Publikum. Wie wird die Zukunft des Filmes Ihrer Meinung nach aussehen?

Lesley Manville: Natürlich hat die Branche während der Pandemie sehr gelitten. Dabei sind es weniger die großen Filmstudios, sondern viel mehr die Kleineren, die zu kämpfen haben. Wissen Sie, es ist so schwer 2 Millionen Euro aufzubringen, es ist viel einfacher 200 Millionen Euro klarzumachen. Ich bin der Meinung, dass kleinere Filmfirmen und Independent-Filme eine Art finanzielle Unterstützung bekommen sollten. Weil Filme wichtig sind. Weil Kultur wichtig ist. Und ich hoffe, dass die Menschen mit "Mrs. Harris und ein Kleid von Dior" wenigstens für einen Augenblick aus ihrem Alltag und der finanziellen und emotionalen Weltkrise entfliehen können.

Von Maris Schaper

 

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