Fernsehen

Häme und Spott: Andreas kümmert der ESC wenig

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Foto: Getty Images

Sartre lehnte den Nobelpreis ab, Reich-Ranicki den Deutschen Fernsehpreis und gerade gestern zwei Kandidatinnen ihre neue Frisur bei „Germany’s next Topmodel“. Und jetzt hat endlich auch unser Vorentscheid zum Eurovision Song Contest (ESC) seinen Verweigerungsskandal. Denn während Heidis Mädchen sich am Donnerstagabend bereits mit ihrem neuen Style anfreundeten, machte sich Andreas Kümmert beim deutschen Fernsehpublikum parallel wenig Freunde. Zumindest nicht beim Teil, der vor dem Fernseher saß, als der „The Voice of Germany“-Gewinner sein Ticket zum ESC-Finale während der Live-Sendung in Hannover ablehnte. Kein Scherz! Im Gegensatz zu Sartres und Reich-Ranickis hatte Kümmerts Abgang allerdings wenig Style. Er war kümmerlich, eben nicht rebellisch. Wo war die Attitude? Ja, es tut Kümmert leid. Der ESC ist wohl einfach eine glitzernde Parallelwelt, die nicht seine zu sein scheint.

„Ich bin nicht wirklich in der Verfassung, diese Wahl anzunehmen”, erklärte Andreas Kümmert den fassungslosen Zuschauern. Er sei doch bloß ein kleiner Musiker. Moderatorin Barbara Schöneberger, zuerst sichtlich geschockt, schickte den Singer und Songwriter ohne große Worte wieder von der Bühne. Endlich mal was los in Hannover!

Wahrscheinlich wurde beim deutschen Vorentscheid zum ESC zuletzt derart erregt gebuht, als „Big Brother“-Gewächs Zlatko Trpkovski 2001 nach seinem Auftritt abtrat. Damals allerdings aufgrund der schlechten Gesangsleistung, die man Kümmert zumindest nicht vorwerfen kann. „Vielen herzlichen Dank, ihr Fotzköpfe“, verabschiedete sich Trpkovski damals. Kümmert ging schweigend.

Zweitplatzierte Ann Sophie fährt nach Wien

„Ich glaube, auch die Regie wäre nicht in der Lage gewesen, eine Entscheidung zu fällen“, bemerkte Schöneberger auf der Pressekonferenz im Anschluss an die Live-Sendung. „Ich nehme Andreas Kümmert ab, dass er nicht tiefer in die ESC-Maschinerie eintauchen will. Sonst wäre es in den nächsten Tagen passiert, da bin ich mir sicher. Es wäre doof gewesen, zu insistieren.“

Die nun zweifelhafte Ehre, Deutschland in der 60. Ausgabe des ESC in Wien vertreten zu dürfen, hat jetzt die Zweitplatzierte, Sängerin Ann Sophie. „Ann Sophie ist viel geeigneter. Ich gebe meinen Platz ab!“, hatte Kümmert die Zuschauer weiter wissen lassen. Ob sie sich wirklich über diese Entscheidung freuen konnte, ist ungewiss. „Wollt ihr das?“, fragte sie zweifelnd in die Arena. Doch da hatte Schöneberger bereits entschieden: „Ja, das wollen sie!“

Live is live

Das Medienportal „Meedia“ beschreibt den Vorfall als „die bislang beste Werbesendung für Live-TV des Jahres“. Im Folgenden:

„Bereits während Kümmert seinen Verzicht erklärte, war wohl allen Zuschauern klar: Darüber diskutiert am Freitagmorgen ganz Deutschland und das ist etwas, was nur Live-TV kann. Natürlich werden die Streaming-Portale noch die ganze Fernsehlandschaft zerpflügen, doch solche Momente, die sich wirklich ins kollektive Gedächtnis der Mediengesellschaft brennen, schafft nur die gute alte Flimmerkiste, in die zeitgleich möglichst viele Menschen starren und emotional mitgehen. Nichts hat soviel Kraft wie millionenfach ausgelebte Überraschung, Wut oder Freude.“

Damit sollen die Kollegen wohl Recht behalten.

ARD akzeptiert Entscheidung

Ann Sophie stellte auf der Pressekonferenz fest: „Wenn sein Herz ihm gesagt hat, dass er das nicht machen kann, dann war es der richtige Schritt.“ Sie habe großen Respekt vor Kümmert und sei ihm dankbar. Kümmert selbst war nicht zum Gespräch mit den Journalisten erschienen.

Wir können Entscheidung von Andreas Kümmert nur akzeptieren“, hieß es später seitens der ARD, die traditionell als Ausrichter des ESC auftritt. Wie schrieb Nobelpreis-Verweigerer Sartre: „Alle Meinungen sind achtenswert, wenn sie aufrichtig sind.“ Ach, ja… Wie unser Lied für Österreich heißt oder klingt, wird heute niemanden mehr wirklich beschäftigen. Außer den Teil des Publikums vielleicht, der parallel lieber „Germany’s next Topmodel“ geschaut hatte. Dort mussten gestern zwei Mädchen gehen. Sie verabschiedeten sich wenigstens weinend. Wie Kümmert hatten sie sich schließlich um einen Platz in einer großen TV-Show beworben.

„Wir sind gerade angekommen und ich muss schon wieder gehen", trauerte eine Kandidatin. Dieses Gefühl geht dem Jetzt-nicht-mehr-Vorentscheid-Sieger offensichtlich ab. Hoffen wir mal, dass Ann Sophie in Wien wenigstens abgeht!

* Maryanto Fischer

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