Der inzwischen 11. Teil der "Dragon Quest"-Reihe ist jetzt auch in Deutschland verfügbar. Wir verraten, ob sich das Spiel lohnt.

"Dragon Quest" ist neben „Final Fantasy“ und „Pokémon“ eine der wichtigsten Reihen der japanischen Videospiel-Industrie. Dafür sprechen insgesamt elf Spiele in der Hauptreihe, diverse Spin-Offs und sogar eigene Manga- und Anime-Serien. Nun kommt mit einem Jahr Verspätung auch der neuste Teil „Streiter des Schicksals“ zu uns nach Deutschland. Und während andere altgediegene Rollenspiele versuchen sich mit action-orientierten Kampfsystemen immer neu zu erfinden, bleibt „Dragon Quest“ seinen Wurzeln treu.
Das beginnt bereits mit der Geschichte. Die Spielfigur, die wie in vielen Spielen dieser Art stumm ist, ist der prophezeite Auserwählte, der sich dem ultimativen Bösen entgegenstellen soll. Blöd nur, dass seine Ankunft auch heißt, dass eben dieses ultimative Böse auch nicht fern sein kann. So wird die Hauptfigur gejagt, trifft auf seiner Reise neue Freunde und versucht seiner Bestimmung zu folgen. Das ist alles nicht neu, macht doch aber vor allem auf Grund der bunt gemischten Heldentruppe viel Spaß. Gerade wenn sich die Gefährten mal wieder streiten, sind die Dialoge enorm gut geschrieben.

Hier offenbart sich allerdings ein Problem der deutschen Version. Das Spiel hat, im Gegensatz zum japanischen Original, eine englische Sprachausgabe spendiert bekommen. Die ist, bis auf einige merkwürdige Akzente, extrem gelungen. Allerdings wurden einige Figuren von den deutschen Übersetzern umbenannt. So kann es schnell zur Verwirrung führen, wenn man in den Texten andauernd vom großen Rionaldo liest, die Figur In-Game stets als Sylvando angesprochen wird. Wer des Englischen mächtig ist, sollte das Spiel also auf diese Sprache einstellen, ansonsten lässt sich die Sprachausgabe auch ausschalten.
Die Besinnung auf die eigenen Wurzeln finden sich auch im Gameplay wieder. Denn die Kämpfe sind ganz klassisch rundenbasiert. Das bedeutet, alle Charaktere haben einen Zug pro Runde um anzugreifen, Spezialattacken auszuführen und Zauber zu sprechen. Wer zu welchem Zeitpunkt dran ist oder wie viel Schaden eine Attacke macht wird durch verschiedene Werte festgelegt. Zwar kann man sich während der Kämpfe in einem Areal bewegen, einen Einfluss auf das Spielgeschehen hat das allerdings nicht.

Gerade Kenner des Genres gewöhnen sich schnell an verschiedene Statusveränderungen und besondere Effekte und können auch größere Monster mit Leichtigkeit bezwingen. Denn sonderlich schwer ist das Spiel nicht, wer seine Gruppe stets vernünftig trainiert und die neueste Ausrüstung anlegt, kommt ohne größere Hürden durch die Story. Wem das allerdings nicht Herausforderung genug ist, kann sogar vor Spielstart verschiedene Modifikationen dazu schalten, zum Beispiel dass die Flucht aus dem Kampf nicht möglich ist.
Was allerdings allen Spielern Probleme bereiten wird, ist der Umgang mit den Items. Jede einzelne Figur hat einen eigenen Beutel, in die Waffen, Heilgegenstände oder unterwegs gefundene Materialien gesteckt werden. Falls der Platz allerdings mal eng wird, kann man seinen überflüssigen Kram auch in ein endloses Lager verfrachten. Da aber die Gegenstände nicht zusammengefasst werden, muss man jedes einzelne Kraut im Menü umständlich hin und her schieben. Und wenn zwei Figuren im Kampf dran glauben müssen und die verbleibenden zwei Charaktere nichts zum Wiederbeleben in ihren Beuteln haben, nervt das einfach ungemein.

Ein großer Pluspunkt hingegen ist die Optik von „Dragon Quest XI“. Die Figuren und Monster, die von „Dragon Ball“-Legende Akira Toriyama designt wurden, sind allesamt unfassbar knuffig. Gerade am Anfang möchte man seine Gegner lieber umarmen als sie zu bekämpfen. Auch die verschiedenen Orte und Städte bersten nur so vor Kreativität, auch wenn sie sehr eindeutig ihre Vorbilder in der realen Welt haben. Man sollte sich allerdings drauf gefasst machen, mit einigen JRPG-typischen Merkwürdigkeiten konfrontiert zu werden. Da kann es schon mal sein, dass ein Zombie eine Schulmädchen-Uniform trägt.
Unterm Strich ist "Dragon Quest XI" eigentlich genau das, was man von der Reihe schon immer erwartet hat. Das Kampfsystem ist nicht sonderlich aufregend, bleibt aber stets motivierend. Das Item-Management ist nervig, dafür sprühen die Welt und ihre Bewohner nur so vor Charme. Alle, die noch nie Berührung mit der Serie hatten, sollten definitiv mal einen Blick riskieren. Das Spiel ist seit dem 4. September 2018 für die Playstation 4 und den PC verfügbar.