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"Die Freundin der Haie": "Haie sind wie Hunde " | Valerie Taylor im Interview

Valerie Taylor gilt als eine Ikone der Unterwasserwelt und ihres Schutzes, allen voran Haien. Bei Disney+ ist nun die Doku über ihr Leben, "Die Freundin der Haie", erschienen.

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"Die Freundin der Haie": "Haie sind wie Hunde " | Valerie Taylor im Interview
Valerie Taylor will mit dem Image der Haie aufräumen. Dafür setzt sie sich seit über fünf Jahrzehnten ein. Foto: Disney/Valerie Taylor/Ron Taylor

„Wir werden ein größeres Boot brauchen“ – so lautet einer der wohl bekanntesten Sätze im Horrorfilmgenre. Er stammt aus dem Film „Der Weiße Hai“ von Steven Spielberg und dürfte wie kaum ein anderer Streifen das Bild der Raubfische als grausame Killermaschinen geprägt haben, die die Ozeane unsicher machen. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit größer, von einem Blitz getroffen, als von einem Hai angegriffen zu werden.

„Haie sind nicht gefährlich. Ich kenne sie sehr gut“, erzählt uns Meeresaktivistin, Fotografin und Dokumentarfilmerin Valerie Taylor, die mit Steven Spielberg zusammenarbeitete, um die echten Hai-Szenen für „Der Weiße Hai“ zu filmen. Die heute 85-Jährige gilt als Pionierin auf dem Gebiet des Unterwasserfilmemachens und der Haiforschung und war eine der ersten Menschen, die sich freiwillig außerhalb eines Käfigs mit den großen Fischen umgab.

Dass Steven Spielbergs Hollywood-Film derlei große Aufmerksamkeit auf sich ziehen und Haie über Generationen zu menschenfressenden Monstern stigmatisieren würde, hätte sie nicht erwartet, betont Valerie. Schon vor dem Erscheinen des Films 1975 machte sie sich für die Tiere stark. Doch mit dem Erfolg von „Der Weiße Hai“, der Welle der irrationalen Angst, die der Film freisetzte und dem Aufkommen von Touren, die einzig das Töten von Haien zum Ziel hatten, begannen Valerie und ihr Mann Ron von Talk-Show zu Talk-Show zu reisen, um über Haie aufzuklären. Eine Arbeit, die Valerie auch nach Rons Tod 2012 fortsetzt.

Über ihr Leben und ihren Weg zu einer der wegweisendsten Fürsprecherinnen der am meisten gefürchtetsten, aber auch missverstandenen Kreaturen des Meeres entstand nun die „National Geographic“-Dokumentation „Die Freundin der Haie“. Anhand von Interviews und Archivmaterial, das Valerie und ihr Ehemann Ron jahrzehntelang auf Videobändern festgehalten haben, werden Valeries Anfänge als Meisterin im Speerfischen im Australien der Fünfziger erzählt, als eine rücksichtslose Jägerin, die sich schließlich durch ihre persönliche Erfahrung zur leidenschaftlichen Aktivistin für marines Leben entwickelte.

 

Valerie Taylor: „Haie sind wie Hunde“

„Manche Haie können wirklich süß sein“, schwärmt Valerie, als wir mit ihr über Zoom sprechen. Ihre Augen leuchten. „Sie sehen nicht nur alle unterschiedlich aus, sie haben auch unterschiedliche Persönlichkeiten und reagieren jeder auf seine Weise auf die Taucher, die sie treffen. Und ja, wenn man ihnen eine kleine Belohnung mitbringt, folgen sie dir wie Hunde.“ Eine Gruppe von Haien hätten sie und ihr Mann jedes Jahr etwa zur gleichen Zeit besucht. „Sie haben das Geräusch des Motors erkannt und haben sich um unser Boot versammelt, sobald sie den Motor gehört haben.“

Angst vor den Tieren habe sie nie gehabt, erklärt Valerie. „Als Speerfischerin waren immer viele Haie um mich herum, die mir den aufgespießten Fisch stehlen wollten - zumindest war es früher so, heute gibt es nicht mehr so viele Haie. Du musstest es ihnen schwer machen und versuchen, sie abzuwehren, sonst blieb dir eben nur, ihnen den Fisch überlassen. Das war eine gute Übung und hat mich für den Rest meines Taucherinnenlebens geprägt.“

 

Tauchen geht sie auch heute noch, erzählt uns Valerie. Auch wenn das inzwischen deutlich seltener der Fall ist. War sie früher mindestens ein Mal die Woche im Wasser, unternimmt sie nun alle paar Monate Tauchtrips, beispielsweise nach Fiji, bei denen sie zwei bis dreimal täglich hinuntergeht. „Ich bin sehr alt“, sagt Valerie. Doch wenn sie ins Wasser eintauche, fühle sie sich so frei und leicht als sei sie noch immer ein junges Mädchen. Eine Verwandlung, die auch von außen zu beobachten ist.

„Ich habe mich sehr privilegiert gefühlt, dass ich für die letzte Szene der Dokumentation mit Valerie tauchen durfte“, erinnert sich „Die Freundin der Haie“-Produzentin Bettina Dalton, die mit ihrem Team und Valerie selbst auf Tuchfühlung mit den Haien ging. Ein ganz besonderes Erlebnis. „Wir haben Valeries Schmerzen gesehen, als sie den Neoprenanzugs übergestreift hat, aber auch die Freude, die sie empfand, sobald sie im Wasser bei ihren Freunden war und ihnen High-Fives gab.“

 

Fangquoten von Haien durch Pandemie noch höher

Doch Valeries letzter Trip ist lange her. Australien befindet sich derzeit aufgrund der Coronapandemie im Lockdown, das Schwimmen und Tauchen ist verboten, das Ausreisen ebenso. Für Valerie die längste Zeit, die sie jemals nicht im Wasser war. „Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es vor Ort aussieht, wenn ich zurück an meinen Tauchspot auf Fiji komme“, sagt sie. „Die meisten Schutzgebiete im Meer wurden aufgrund der Taucher zu Schutzgebieten erklärt. Doch wegen der Pandemie gibt es derzeit kaum Taucher – und so haben Fischerboote, allen voran die chinesischen, freie Bahn und kaum jemanden, der darauf achtet, was sie tun.“ Ohne Touristen, die die Haie mit Fressen anzulocken versuchen, wanderten die Tiere zudem von den gängigen Orten ab – und landeten so mit größerer Wahrscheinlichkeit an einem der Haken eines Fischerbootes.

„Die Tiere im Ozean werden trotzdem zu einer Rekordquote gefangen, vor allem von asiatischen Trawlern. Haifischflossensuppe ist so ein Luxusgut, aber das können sich viele Chinesen inzwischen leisten, weil das Land wohlhabender wird. Es fahren ganze Flotten hinaus aufs Meer, um Haie zu fangen, ihnen die Flossen abzuschneiden und sie lebendig wieder zurück ins Meer zu werfen“, so Valerie, die auf ihren Tauchgängen selbst schon Haie ohne Flossen angetroffen hat. „Das Entsetzen in ihren Augen, als sie realisiert haben, dass sie nicht mehr schwimmen können, werde ich nicht vergessen.“

Zwischen 1962 und 2016 sanken die Bestände des Weißen Hais um 92 Prozent, die des Bronzehais um 82 Prozent, die des Tigerhais um 74 Prozent. „Haie sind die Hauptraubtiere der Ozeane, sie sind ein wichtiger Teil des Ökosystems, sie fressen die Alten und die Kranken. Doch wegen des Virus, weil es weniger Taucher und kaum noch Druck durch Ranger gibt, sind viele Gebiete des Meeres inzwischen extrem leer gefischt. Ich finde das sehr traurig“, so Valerie.

Ihre Hoffnung liege jetzt auf den jüngeren Generationen, sagt Valerie. Produzentin Bettina Dalton stimmt ihr zu: „Ihnen ist weit mehr bewusst, wie wichtig der Meeresschutz ist und welche Verantwortung wir tragen, als es den Generationen vor ihnen war. Valerie war ihrer Zeit weit voraus. Sie war eine Vorreiterin, als sie sich für den Stopp des Speerfischens eingesetzt hat, nachdem sie gesehen hat, wie es das Ökosystem erschöpft.“

„Zu Beginn gab es so viele Fische. Wir hätten uns nicht ausmalen können, dass wir einen Unterschied machen. Aber innerhalb von fünf Jahren haben wir gesehen, welche Auswirkungen unser Tun hat“, erklärt Valerie. „Es ist etwas anderes, wenn du das selbst erlebst, als wenn du Bücher darüber liest oder Filme siehst.“

„Die Freundin der Haie“ wurde von Bettina Dalton von WildBear Entertainment produziert und von Sally Aitken inszeniert. Die Dokumentation ist seit dem 23. Juli bei Disney+ zu finden.

 


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