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"Der Mechanismus" bei Netflix: Im Sumpf der Korruption | Interview mit José Padilha

Nach "Narcos" nimmt sich Regisseur José Padilha nun einen der größten Korruptionsskandale der Gegenwart vor: Am 23. März startet "Der Mechanismus" bei Netflix und wir konnten mit dem "Narcos"-Schöpfer über korrupte Politiker, künstlerische Freiheiten und den zerstörerischen Einfluss von Geld reden.

Der Mechanismus Netflix
"Der Mechanismus" startet am 23. März bei Netflix! Wir konnten "Narcos"-Regisseur José Padilha am Rande der Berlinale 2018 treffen und sprachen mit ihm über seine neue Serie! Foto: Netflix

Interview & Text von David Rams

Mittlerweile gehören die ersten drei Staffeln von "Narcos" bei Netflix zu den wohl beliebtesten Serien des Streaming-Anbieters. Nicht ganz unbeteiligt daran war Regisseur & Schöpfer José Padilha, der mit der Besetzung von Wagner Moura als "Pablo Escobar" einen echten Coup landete. Still und heimlich verabschiedete sich Padilha vor dem Beginn von "Narcos – Staffel 3" aus dem Produzententeam und drehte den Politthriller „7 Days in Entebbe“ u.a. mit Daniel Brühl in der Hauptrolle, der im Wettbewerb der Berlinale 2018 seine große Premiere feierte und eine Flugzeug-Geiselnahme einer Air France Maschine in den 1970er Jahren von Tel Aviv nach Paris thematisiert.

Politisch wird es auch bei José Padilhas Rückkehr zu Netflix: Seine neue Netflix-Serie "Der Mechanismus“ basiert auf dem Enthüllungsbuch von Vladimir Netto und thematisiert den größten Korruptionsskandal in der brasilianischen Geschichte. Die "Petrobras"-Korruptionsaffäre hat nicht nur bis heute fatale Auswirkungen auf die brasilianische Demokratie, sondern auch auf die Menschen des Landes. „Der Mechanismus“ begleitet ein kleines Team hartnäckiger Ermittler auf der Spur des größten Korruptionsskandals aller Zeiten und ist ähnlich wie „Narcos“ rasant und hochspannend inszeniert. 

Der Mechanismus José Padilha
"Der Mechanismus"-Schöpfer José Padilha im Interview          Getty Images Foto: Netflix

TVMovie.de traf José Padilha am Rande der Berlinale 2018 zu einem Gespräch über korrupte Politik und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

TVMovie.de: Was hat dich dazu gebracht "Der Mechanismus" zu machen?

José Padilha: "Es war eine Weiterführung der Themen aus 'Trope de Elite 2', der mit der Korrelation von Gewalt und Korruption endet. Diese Serie dreht sich allerdings um pure Korruption. Vladimir Netto hat ein Buch über den brasilianischen Korruptionsskandal verfasst, der zu den größten weltweit gehört. Es geht um Milliarden von Dollar, die veruntreut wurden. Das Buch kam vor drei Jahren raus und war unglaublich gut recherchiert. Ich habe mir die Rechte für das Buch sehr früh gesichert. Das hat Netflix dann rausgefunden und hatte sowieso geplant ein größeres Projekt in Brasilien zu starten. Ich hab ja auch "Narcos" für sie gemacht.

Was hat dich an der erneuten Zusammenarbeit mit Netflix gereizt?

"Es sind zwei Dinge: Wenn Netflix eine Serie startet ist sie international für ein großes Publikum einsehbar. Das imponiert mir. Das andere ist die deutlich größere Freiheit gegenüber einer Studio-Produktion. Netflix hat einfach die Möglichkeit in ihrem Portfolio Risiken einzugehen, was für mich als Filmemacher natürlich großartig ist."

Der Mechanismus Netflix
Korrupte Gegenspieler sind in "Der Mechanismus" meist näher als man glaubt          Netflix Foto: Netflix

Kannst du beschreiben, was für Auswirkungen der "Petrobras"-Skandal, auf dem die Geschichte von „Der Mechanismus“ basiert, speziell für die brasilianische Bevölkerung hatte?  

"Ein Präsident wurde wegen Amtsvergehen angeklagt. Ein anderer muss ins Gefängnis. Der Bürgermeister von Rio de Janeiro wurde ebenfalls verurteilt. Viele Minister sind angeklagt. Die Auswirkungen sind wirklich gewaltig, da den Menschen bewusst wurde, dass quasi jede größere Partei im Land korrupt ist. Wir wissen aktuell nicht, ob wir dem Obersten Gerichtshof wirklich trauen können und ob jeder Beteiligte wirklich verurteilt wird. Was die Menschen jedoch begreifen, ist die Tatsache, dass sich das Land in seinen Grundfesten radikal verändern muss." 

Der Prozess läuft immer noch: Hat dir das bei den Dreharbeiten irgendwelche Schwierigkeiten bereitet?

Nicht wirklich. Die Serie kommt im Wahljahr raus. Womöglich kann sie etwas bewegen, aber das weiß man natürlich nicht vorher. Aber wir beschränken uns ja nicht auf bestimmte politische Lager, sondern zeigen, dass quasi alle politischen Organe korrupt sind.

Du hast bereits mehrere Filme und Serien gemacht, die sich mit historischen Figuren oder Ereignissen auseinandersetzen. Wie gehst du an solche Projekte ran?

Zunächst lass ich die Leute zu Beginn des Films wissen, dass es sich um dramatisierte Ereignisse handelt (lacht). Wenn man sich Geschichte anschaut, ist es unmöglich eine endgültige oder präzise Wahrheit zu finden. Besonders bei komplexen Ereignissen gibt es immer wieder sehr unterschiedliche Perspektiven. Selbstverständlich versuche ich als Filmemacher den Geschehnissen oder den porträtierten Menschen so nah wie möglich zu kommen. Gleichzeitig muss das Ganze eben als Film oder Serie funktionieren und deshalb in ein dramatisches Gerüst passen. 

Ich mag die Tatsache, dass der Film automatisch eine politische Ebene aufweist und Diskussionen anregt. Es ist ein Weg, um politische und soziologische Verbindungen zwischen den Filmen und der Realität aufzubauen. 

Der Mechanismus José Padilha
Eine erste Entdeckung für das Ermittler-Team...          Netflix Foto: Netflix

Warum warst du nur in den ersten beiden Staffeln von "Narcos" involviert?

In der dritten Staffel von "Narcos" war ich mit den Dreharbeiten an "7 Days in Entebbe" beschäftigt. Danach bin ich zurück nach Brasilien und habe an "Der Mechanismus" gearbeitet, weshalb ich keine Zeit mehr für "Narcos" hatte. Die 3. Staffel war aber großartig, also brauchen sie mich nicht mehr (lacht). 

Wie kann sich Brasilien nach diesem Skandal und den Auswirkungen erholen? Und was können die Menschen lernen?

Wir müssen uns der Verbindung zwischen Wahlen und Spendengeldern bewusst werden. Der Moment, in dem vermögende Firmen oder Einzelpersonen Politiker subventionieren, um Vorteile daraus zu ziehen, ist der Moment, in dem Demokratie von Geld zerstört wird. Es ist natürlich nicht nur in Brasilien so, sondern auch in vielen anderen Ländern der Welt. Demokratie muss reformiert werden.

"Der Mechanismus" startet am 23. März bei Netflix. Den Trailer zur Serie seht ihr hier:

Video Platzhalter

Alle Infos zum Netflix Abo und den Kosten erfahrt ihr in unserem Artikel. Neue Serien und Filme im April 2018 gibt es hier! Und weitere Tipps zu den besten Netflix-Serien erhaltet ihr unter dem Link. Neue Serien bei Amazon Prime im März 2018 verraten wir euch in unserem anderen Artikel.

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