Der Kampf zwischen Kino und Streaming hat durch die Corona-Krise weiter zugespitzt: Eine kontroverse Entscheidung könnte den Kino-Betreibern endgültig den Stecker ziehen.

Mittlerweile haben die meisten Kinos in Deutschland unter erschwerten Corona-Auflagen wieder geöffnet. Das ist die einzig erfreuliche Nachricht in einer Phase, die für die meisten Kinobetreiber nur von Existenz- und Zukunftsangst geprägt ist: Denn angesichts einer drohenden 2. Corona-Welle und erschwerten Bedingungen beim Filmschauen müssen die Kinos teils frappierende Einbußen verzeichnen.
Schon lange zuvor wurde den traditionellen Lichtspielhäusern angesichts der immer größeren Beliebtheit von Streaming-Anbietern der langsame, aber auch sichere "Tod" vorgesagt. Doch bisher haben vor allem die Kino-Zuschauer dafür gesorgt, dass das Kinoerlebnis nicht einfach so zu ersetzen ist. Doch das könnte sich jetzt nicht nur durch Corona, sondern wegen einer anderen Entscheidung ändern, die in den USA für heftige Diskussionen sorgt: Die große US-Kinokette AMC hat sich nun mit den Universal Studios darauf geeinigt, dass Kino-Filme bereits 17 Tage nach Kinostart (zuvor: 75 [!]) auch digital veröffentlicht werden können. Hintergrund dazu war die Digital-Veröffentlichung von "Trolls 2", dessen Kinostart zu Beginn der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, woraufhin Universal seinen Film einfach digital veröffentlicht hat und über 100 Millionen US-Dollar damit generierte.
Für den Verleih ein Riesen-Erfolg. Für die Kinobetreiber ein Schlag ins Gesicht: AMC weigerte sich danach Universal-Filme ins Programm zu nehmen, weil die Kinos von der zeitexklusiven Veröffentlichung der Filme nun mal leben. Die Fronten waren verhärtet. Die neue Einigung spielt vor allem den Filmverleihern in die Hände: Zukünftige Universal-Filme können in den USA damit deutlich schneller zum Streamen bereitgestellt werden. Das Ganze hat allerdings auch seinen Preis: Knapp 15-20 Euro zahlen Kunden für den Stream eines Kinofilms in den heimischen vier Wänden.

Viele Experten und Kinofans befürchten nun, dass die Einigung einen Tsunami in der Kinobranche entfachen könnte: Weitere Kinoverleiher dürften sich ähnliche Exklusivdeals sichern. Die Kinobranche steht vor dem absoluten Supergau, da die meisten Zuschauer die Filme bereits kurz nach Veröffentlichung zu Hause sehen könnten. Damit dürften sich auch die Laufzeiten von großen Filmen ändern: Zukünftige Kinoblockbuster wie "Top Gun 2", "Mission Impossible 7" oder "Jurassic World 3" könnten dann schon nach kurzer Zeit aus den Kinos fliegen und wären danach nur noch digital verfügbar. Ob die Kinobetreiber sich auf diesen brutalen Deal einlassen werden? Es bleibt abzuwarten.
Bisher gilt die Vereinbarung von AMC und Universal auch nur in den USA. Es bleibt zu hoffen, dass die Corona-Krise nicht ein weiteres prominentes Opfer fördert: die Kinokultur.