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„Für Sama“: Deshalb dürft ihr den preisgekrönten Film nicht verpassen | Start & Inhalt

Der Krieg in Syrien hat das Leben von Waad al-Kateab durcheinandergewirbelt. Als ihre Tochter Sama zur Welt kommt, beginnt sie, die Gräuel für sie zu dokumentieren. 

Filmperlen

Der syrisch-britische Dokumentarfilm „Für Sama“ feierte am 15. März 2020 Premiere, dann mussten die Kinos jedoch wegen der Corona-Krise schließen. Nun läuft der Film erneut an. Ab dem 18. Juni 2020 könnt – und solltet - ihr ihn in deutscher Sprache in den Kinos sehen. 

Alle Infos über den Start, den Inhalt und die Protagonisten des Meisterwerks der syrischen Journalistin Waad Al-Khateab finden ihr hier!  

 

Inhalt – Davon handelt „Für Sama“

Der Film erzählt die Geschichte der jungen Studentin Waad aus Aleppo, Syrien. Während der täglichen Angriffe des syrischen Regimes und der verbündeten russischen Luftwaffe auf die eigene Bevölkerung in Aleppo, filmt Waad alles, um das Leiden zu dokumentieren. Als die Stadt im Bombenhagel in Schutt und Asche zerfällt, filmt sie das letzte intakte Krankenhaus in Aleppo. Dort lernt sie den Arzt Hamza kenne, verliebt sich in ihn, sie heiraten und bekommen das gemeinsame Kind „Sama“. Doch auch dieses letzte Krankenhaus wird bombardiert, um die Rebellen zu vernichten. Als Chlorgas sowie Streu-und Fassbomben zum Einsatz kommen, verursacht dies ein regelrechtes Massaker innerhalb der Zivilbevölkerung.

Trotz der Gräueltaten erleben die Eltern die erst Zeit mit dem Baby positiv, denn Sama gibt ihnen Kraft und immer neuen Lebensmut. 

Waad Al-Khateab, ihr Ehemann Hamza und Tochter Sama. Bild: Filmperlen

Die Aufzeichnungen Waad Al-Khateabs beginnen 2011 mit den Aufständen der Zivilbevölkerung in Aleppo. Leicht anzuschauen sind die Szenen nicht, denn es werden Terror und Kampf, Chaos, Gewalt und Zerstörung gezeigt. In „Für Sama“ wird jedoch nicht nur das Leid des Krieges in Syrien gezeigt, denn neben all dem Leid, dem Tod und der Verzweiflung stehen viel eher Momente des Glücks, der Hoffnung und des Zusammenhalts im Zentrum der Handlung. Genau aus diesem Spannungsfeld heraus ergibt sich die Stärke des Films.

Die Intention der Regisseurin war es zum einen, das Leben und das Überleben im Krieg für ihre Tochter zu dokumentieren, zum anderen, der Welt die Proteste und den Kampf gegen das Assad-Regimes zu zeigen, in der Hoffnung, mit dem Filmmaterial etwas zu verändern. Der Film ist kein klassischer Dokumentarfilm, sondern viel eher eine Art Video-Tagebuch. Zuerst dokumentierte Waad alles mit ihrem Smartphone, später kamen auch eine Videokamera, sowie Aufnahmen mit einer geliehenen Drohne zum Einsatz. Schon während ihrer Zeit im Krisengebiet Aleppo stellte die Regisseurin das Filmmaterial dem britischen Fernsehsender „Channel 4“ zur Verfügung. 

Aus über 500 Stunden Filmmaterial, das ausschließlich auf privaten Aufnahmen basiert, entstand später der Film, der nun unter dem Namen „Für Sama“ seine zweite Kino-Premiere feiert. Dieses sichtete und schnitt Regisseurin Waad Al–Khateab mit der Hilfe von Co-Regisseur Edward Watts. Die kraftvolle Filmmusik stammt von Nainita Desai. 

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Die Filmaufzeichnungen enden 2015 mit der Flucht der Familie in die Türkei und später nach Großbritannien.

Wie viel Beachtung der Film später finden würde, hatte sich Al-Khateab sicher nicht erträumt. Der Film wurde 2020 für den Oskar als bester Dokumentarfilm nominiert, er erhielt über 50 Auszeichnungen und gewann unter anderem den British Academy Film Award als bester europäischer Dokumentarfilm. In Deutschland war „Für Sama“ der Eröffnungsfilm des „Human Rights Film Festivals Berlin“ 2019. Michael Moore, der seinerzeit selbst den Dokumentarfilm-Oscar für „Bowling for Columbine“ über den Amoklauf an der Columbine High School im Jahr 2002 gewann, bezeichnet das Werk als „Eine[n] der mächtigsten und wichtigsten Dokumentarfilme der Welt“.

 

„Für Sama“: Darsteller und Darstellerinnen

In diesem Film gibt es keine „klassischen“ Darsteller, die Protagonisten sind Waad, die Filmemacherin, ihr Mann Hamza, das gemeinsame Baby Sama und die syrische Bevölkerung. 

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„Für Sama“: Das macht den Film so sehenswert

Besondere Kraft und Bildgewalt erhält der Dokumentarfilm durch das Nebeneinanderstellen und das Überschneiden der beiden Erzählebenen.

So wird dem Grauen des syrischen Krieges das Persönliche entgegengesetzt, das Heranwachsen des Kindes und die Liebe seiner Eltern. 

Durch die Erzählperspektive und die Kommentare, sowie das Infragestellen der Regisseurin, erzeugt der Film Authentizität und Betroffenheit. 

„Für Sama“ ist unser Film-Tipp 2020!