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Bird Box: Heftige Kritik an Netflix!

Mit "Bird Box" ist Netflix ein wahrer Coup gelungen: Der Thriller ist der am meisten gesehene Film des Streaming-Dienstes. Dennoch muss dieser wegen des Originals nun heftige Kritik einstecken.

Netflix/Merrick Morton

"Habe meine Augenbilde heute morgen abgenommen, nur um herauszufinden, dass auf 45.037.125 Netflix-Accounts schon 'Bird Box' angesehen wurde — die besten sieben Tage, die ein Netflix-Film jemals hatte!", mit diesen Worten meldete sich der Streamingriese kurz nach der Veröffentlichung von "Bird Box" auf seiner Twitterseite.

 

Bird Box: Heftige Kritik an Netflix! | Der Grund

Trotz des großen Zuschaueransturms muss Netflix nun jedoch herbe Kritik für den Streifen mit Sandra Bullock einstecken: Wie sich nun herausgestellt hat, nutzten die "Bird Box"-Macher echtes Filmmaterial des Lac-Mégantic Zugunglücks von 2013.

Bildmaterial vom Lac-Mégantic-Zugunglück im Netflix-Film "Bird Box".          Netflix/CBC Montreal

Damals war in der kanadischen Provinz Québec ein Güterzug entgleist, der Rohöl transportierte. Das geladene Gut geriet in Flammen und explodierte. 47 Menschen kamen dabei ums Leben. In dem Netflix-Thriller wurden Szenen des Unfalls verwendet, um darzustellen, wie die Welt im Chaos versinkt, als ein unbekanntes Grauen beginnt, jeden, der ihm in die Augen sieht, in den Selbstmord zu treiben.

Netflix "Bird Box": Sandra Bullock verrät, was hinter den Monstern steckt! | Interview

Die Bürgermeisterin von Lac-Mégantic, Julie Morin, äußerte sich gegenüber "The Globe and Mail": "Ich weiß nicht, ob so etwas oft vorkommt, aber wir erwarten von Netflix die Zusicherung, dass das Material entfernt wird." Und weiter: "Ihr könnt euch sicher sein, dass wir an der Sache dranbleiben und unsere Bürger auf unserer Seite sind."

 

"Bird Box"-Kritik: So reagiert Netflix

Inzwischen hat Netflix reagiert - mit der Ansage, die Szenen nicht zu entfernen, berichtet "Entertainment Weekly". Anders verfährt man offenbar bei der Serie "Travelers", in welcher das Material ebenfalls zum Einsatz kam. Die dortige Produktionsfirma entschuldigte sich öffentlich für den Vorfall und erklärte, entsprechende Videoausschnitte zu entfernen.

Im US-amerikanischen Filmbusiness ist es gang und gäbe, Archivmaterial, beispielsweise aus Nachrichtensendungen, von diversen Anbietern für fiktionale Produktionen einzukaufen und zu verwenden, da es schlichtweg günstiger ist. So auch in diesem Fall: Bei dem Lac-Mégantic-Material handelt es sich um die Aufnahme einer Handykamera, welches bei dem Footage-Archiv Pond5 erhältlich ist. Geschäftsführer Jason Teichmann zeigte sich gegenüber CBC betroffen: "Bei einem so empfindlichen und tragischen Thema hätten wir uns mehr darum bemühen müssen, sicherzustellen, dass der wahre Charaker der Geschichte dahinter repräsentiert wird, und wir haben unsere eigenen Standards nicht eingehalten."

 

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