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Fernsehen

Viel Rauch um Nichts? Interview mit Jenke von Wilmsdorff

Erst Saufen, jetzt Kiffen: Für die zweite Staffel seiner Doku-Reihe "Das Jenke-Experiment" (ab 17.3., 21.15 Uhr, RTL) greift Extrem-Reporter Jenke von Wilmsdorff zum Joint. Mit TV Movie sprach er über den Rausch und warum er sich an die wirklich harten Drogen nicht ran traut...

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Jenke von Wilmsdorff
Herr von Wilmsdorff, in der letzten Staffel haben Sie sich besoffen, jetzt gehen Sie unter die Kiffer. Wie sind Sie darauf gekommen?
 
Jenke von Wilmsdorff: Das ist ein ganz aktuelles Thema. Derzeit gibt es eine große Diskussion um die Legalisierung von Cannabis. Das wollten wir aufgreifen, weil wir der Meinung sind, dass es da noch eine Menge Aufklärungsbedarf gibt.
 
Wie meinen Sie das?
 
Ich habe mich seit meiner Jugend nicht mehr mit dem Konsum von Cannabis auseinandergesetzt. Ich hatte immer noch dieses Bild von den antriebslosen Shetland-Pullover-Trägern mit verfilzten Haaren, die da bekifft in der Ecke sitzen. Es ist wirklich an mir vorbeigegangen, dass sich der Cannabis-Konsum inzwischen durch alle Schichten der Gesellschaft zieht. Und auch den medizinischen Nutzen hatte ich vorher nicht auf dem Schirm.
 
Für den Selbstversuch haben sich fünf Tage lang in einem holländischen Coffee-Shop eingenistet und gequarzt ohne Ende...
 
Ja, in Deutschland ist der Konsum von Cannabis illegal. Deshalb sind wir nach Holland ausgewichen. Ich bin direkt über dem Coffee-Shop eingezogen, der Weg zum nächsten Joint war also nicht weit... Manche sagen, dass es nicht repräsentativ ist, wenn ich mich so vollkiffe oder so exzessiv betrinke, wie im letzten Jahr. Aber wir wollen ja Ergebnisse. Wenn ich jeden Tag nur einen Joint rauche, kann ich das Experiment über Jahre ziehen, um wirklich massive Reaktionen zu bekommen.  
 
Wie viel haben Sie denn geraucht?
 
Ich habe mit einem Joint angefangen, um zu testen, wie mein Körper darauf reagiert. Und dann habe ich nachgelegt. Die Toleranz hat sich bei mir noch schneller verändert als beim Alkohol. Ich brauchte schon am zweiten und dritten Tag die doppelte Menge von dem, was ich zuvor geraucht hatte, um eine Wirkung zu erzielen.
 
Und, was haben Sie im Rausch erlebt?
 
Das ganze Spektrum! Den klassischen Lachflash natürlich, allerdings nur zweimal in diesen fünf Tagen. Ansonsten war ich ihm wahrsten Sinne des Wortes weggeknallt und nicht mehr fähig, etwas anderes zu machen, als an meinem Barhocker zu kleben. Das war eine bleierne Schwere, die mich da festgehalten hat.
 
Haben Sie sich auch diesmal wieder medizinisch betreuen lassen?
 
Ja, na klar. Das mache ich ja immer so. Ich habe mich untersuchen lassen. Bei solchen Experimenten spielen unter anderem Herz und Lunge eine große Rolle, wie fit und gesund sie sind. Aber da war alles in Ordnung. Der Arzt hatte also überhaupt keine Bedenken.
 
Wirklich gar keine?
 
Nein. Wir haben intensiv gesprochen, darüber wie stabil ich psychisch bin und wie drogenempfänglich. Nach Klärung dieser Fragen, haben die Ärzte gesagt, dass es für den kurzen Zeitraum, in dem ich das Experiment durchführe, überhaupt keine Bedenken gibt. Beim Alkohol-Experiment war das anders. Wenn ich da übertreibe, ist das lebensbedrohlich. Bei Cannabis gibt es aber keine Überdosis, sagen Experten. Irgendwann ist man so weggeflasht, dass man einfach nur noch einschläft. Das war‘s. Es besteht natürlich die Gefahr, dass durch Cannabis-Konsum Psychosen ausgelöst werden können. Aber die Experten haben mir bestätigt, dass das bei mir nahezu ausgeschlossen ist.
 
War es schwer, mit dem Kiffen wieder aufzuhören?
 
Nein. Ich glaube, ich bin nicht besonders empfänglich für Drogen. Nach dem Alkohol-Experiment war es gar nicht so leicht, wieder loszukommen. Aber ich bin längst wieder auf dem Stand, den ich vorher hatte: Ich trinke mal ein Glas Wein, wenn ich Lust darauf habe. Beim Thema Cannabis ist das ähnlich. Ich habe es als Jugendlicher ausprobiert. Aber diese Antriebslosigkeit gefiel mir nicht. Und auch nach dem Experiment hat sich bestätigt: Kiffen gibt mir überhaupt nichts. Andere, härtere Drogen habe ich nie ausprobiert, weil ich zu viel Respekt davor habe. Das würde ich auch nie machen.
 
Wäre das nicht das spektakulärere Drogen-Experiment gewesen?
 
Darum geht es vorrangig nicht. Wir haben uns für das Thema entschieden, weil wir durch Recherchen erfahren haben, dass zwischen zwei bis vier Millionen Menschen in Deutschland regelmäßig Cannabis konsumieren. Das sind sehr hohe Zahlen, im Vergleich dazu wären die Zahlen zu Kokain, LSD oder Heroin verschwindend gering. Cannabis wird so regelmäßig und intensiv konsumiert und zwar in allen Gesellschaftsschichten, so dass es automatisch gesellschaftlich relevant ist. Wir wollen weniger provozieren als vielmehr Themen aufgreifen, die die Leute in diesem Land tatsächlich beschäftigen.
 
Nach dem Dauer-Kiff-Experiment haben Sie eine Suchtklinik besucht. Was haben Sie dort erlebt?
 
Ich habe dort u.a. einen Menschen getroffen, der seit 15 Jahren von Cannabis abhängig ist. Von allen schweren Drogen ist er losgekommen – aber nicht davon. Und jetzt ist er in der Klinik zur Therapie. Ich habe aber auch mit Menschen gesprochen, die Cannabis als Medikament einsetzen. Die sitzen dann wirklich im Hinterzimmer – bei uns ist der Besitz von Cannabis ja noch illegal – und kiffen unter ärztlicher Betreuung. Das sind Menschen mit Krankheitsbildern wie Multiple Sklerose, Tourette-Syndrom oder auch Schmerzpatienten. Andere Medikamente haben bei ihnen nicht gewirkt. Aber wenn sie ihre tägliche Dosis Cannabis zu sich nehmen, sind sie symptom- oder schmerzfrei.
 
Sie nehmen auch noch an einer polizeilichen Drogenkontrolle teil. Was erwarten Sie sich davon?
 
Laut Polizei besteht ein großes Problem des Cannabis-Konsums darin, dass vor allem Jugendliche dazu greifen. Und das ist natürlich ein No-Go. Denn das sind gerade die Menschen, die sich noch im Wachstum befinden – und bei denen die Gefahr von Psychosen, die durch Cannabis-Konsum ausgelöst werden können, nachweislich am größten ist.
 
Was würden Sie Ihrem Sohn sagen, wenn der anfangen würde zu kiffen?
 
Mein Sohn hat mich im Coffee-Shop besucht. Und er war erschrocken. So antriebslos, so lethargisch kennt er mich nicht. Und er sagte: Wenn ich dich so sehe, habe ich gar keinen Bock aufs Kiffen. Klar, wenn man sehr wachsam ist, dann kann man sicher auch schöne Momente mit Cannabis oder auch Alkohol erleben. Dennoch würde ich sagen: Lass es.
 
Was war das extremere Experiment: Alkohol oder Cannabis?
 
Definitiv das Alkohol-Experiment. Das hat Schlimmeres mit mir gemacht. Alkohol ist für mich die bösere und gefährlichere Droge. Was nicht heißt, dass Cannabis ungefährlich ist. Aber wenn ich zurückblicke, dann war der Konsum von Alkohol für mich sehr viel dramatischer – und hat mich viel mehr wachgerüttelt.
 
Wie stehen Sie nach ihrem Experiment zur Legalisierung von Cannabis?
 
Das ist schwierig. Ich habe Momente, in denen ich sage: Legalisierung ja, aber unter ganz bestimmten, strengen Bedingungen. Um die Droge zu entkriminalisieren und die Reinheit der Ware zu kontrollieren – es kommt tatsächlich häufig zu Vergiftungen, weil die Droge, wenn man sie hier auf der Straße kauft, gestreckt ist. Es gibt auch Studien, die aufzeigen, wie sich der Konsum von Cannabis in verschiedenen Ländern verändert hat: In Holland, wo die Droge legal ist, ist der Cannabis-Verbrauch im Mittelfeld und hat sich nach der Legalisierung auch nicht verändert. In Frankreich, wo die Droge illegal ist, ist der Konsum um ein vielfaches höher. Durch die Legalisierung steigt also nicht unbedingt der Konsum. Sie sehen, es ist eine komplexe Diskussion. Ich habe mir meine Meinung noch nicht endgültig gebildet.

INTERVIEW: Katharina Hofmann


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